Kritik zu Yoko

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Der Yeti mal nicht als Horror-, sondern Kuscheltier – nach einer Buchvorlage des erfolgreichen Kinderbuchautors Knister (Hexe Lilli) inszeniert von Franziska Buch (Bibi Blocksberg und Hier kommt Lola)

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Nein, dies ist kein Film über Yoko Ono (wie musikaffine Kinogänger im Allgemeinen und Beatles-Fans im Besonderen zuerst denken könnten), sondern »Family Entertainment « – obwohl: Es geht auch hier um ein Wesen aus der Fremde, das einen eingespielten Haushalt durcheinanderbringt.

Vor einem Jahr ist Pias Vater gestorben, aber die Zehnjährige kann ihn nicht vergessen, so stemmt sie sich auch gegen das Auflösen seines Arbeitszimmers, als die Mutter erklärt, das solle jetzt ihre jüngere Schwester Marcella bekommen.

Pia hadert mit der Welt, das bekommen nicht nur Mutter und Schwester, sondern auch ihr Klassenkamerad Lukas zu spüren. Glücklicherweise tritt dann jemand in ihr Leben, der sich als aufregende Ablenkung erweist und ihre ganze Aufmerksamkeit beansprucht. Dem pelzig-weißen Lebewesen, das auf den ersten Blick wie eine Kreuzung aus Hund und Bär wirkt, begegnet Pia in ihrem Baumhaus – und schreit bei dessen Anblick ebenso laut auf wie der Fremdling selber. Dessen einziger artikulierter Laut ist ein stets wiederholtes »Yo!«, weshalb er von Pia kurzerhand Yoko getauft wird. Yokos besonderes Merkmal ist, dass er Kälte schätzt, auch weil sie ihn unsichtbar macht. Weshalb er sich auch gleich in der Tiefkühltruhe der Familie im Keller einquartiert, die ihn zudem mit dem Nahrungsmittel Fisch versorgt.

Aus seiner Heimat im Himalaya ist das sagenumwobene Wesen (im Kino bislang eher im Horrorfilm gegenwärtig) in einem Tiertransport gekommen. Ein Großwildjäger mit dem fantastischen Namen Thor van Sneider, spezialisiert auf Tiertransporte der illegalen Art, hat ihn unfreiwilligerweise mitgebracht, als der Yeti sich in dessen Lkw schlich. Sobald van Sneider durch den Zoodirektor vom Wert seiner Beute weiß, lässt er natürlich nichts unversucht, um wieder in ihren Besitz zu gelangen, nachdem der Yeti sich zunächst unsichtbar machte und dann in Pias Baumhaus flüchtete. Das sorgt für eine Reihe turbulenter Verfolgungsjagden und Slapstickszenen, bei denen Tobias Moretti als Großwildjäger seinem Affen Zucker geben darf, nicht nur durch sein überzogenes Spiel, sondern auch durch verschiedenste Verkleidungen, mit deren Hilfe er sich Pia zu nähern versucht. Ganz anders dagegen Justus von Dohnányi, der den Zoodirektor Kellermann mit erfreulicher Zurückhaltung spielt (sozusagen die Antithese seines Schlagersängers Bruce aus den Männerherzen- Filmen). Er, der die verstorbenen Tiere seines Zoos ausstopfen lässt, auf dass er seine Lieblinge fortan in seinem Arbeitszimmer für immer um sich hat, erkennt schließlich das Frevelhafte seines Tuns und gelobt Besserung – unter dem Einfluss fernöstlicher Weisheiten kann er sich von seinem Nicht-loslassen-Können lösen, das spiegelt Pias Problem, die am Ende ebenfalls erkennt, dass die wahre Heimat des Yetis nicht bei ihr ist. Das sorgt für einen runden Kinderfilm mit Tiefgang, bei dem zumindest die Zielgruppe das cool-kuschelige Pelzwesen lieben dürfte.

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