Kritik zu Kevin Roche – Der stille Architekt

© Salzgeber

2017
Original-Titel: 
Kevin Roche: The Quiet Architect
Filmstart in Deutschland: 
08.03.2018
L: 
82 Min
FSK: 
keine Beschränkung

Mark Noonan porträtiert in seinem Dokumentarfilm den renommierten Architekten Kevin Roche, dessen Bauten humanistische Ideale zugrunde liegen

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»Für mich liegt es in der Verantwortung des modernen Architekten, ein Gemeinwesen zu erschaffen für eine demokratische Gesellschaft«, erklärt Kevin Roche einmal in Mark Noonans Dokumentarfilm. Das klingt wie eine dieser leeren Phrasen, mit der pseudoidealistische Vorstellungen verkauft werden. Nicht aber aus dem Mund des amerikanisch-irischen Architekten, der zeitlebens für eine humanistische Architektur stand und nach wie vor steht.

Noonan zeigt Leben und Werk von Kevin Roche in recht konventionellem Dokumentarfilmmodus. Neben historischen Aufnahmen lässt er Kollegen und Wegbegleiter zu Wort kommen, die, wie man das kennt, in beweihräucherndem Ton schwärmen und damit ein kaum kritisches Bild des Porträtierten zeichnen. Wirklich widersprechen möchte man ihnen aber nicht, da der mittlerweile 95-jährige, immer noch rüstige Roche sehr charmant seine Ideale lebt. Der bescheidene Mann ist das Gegenteil von Architekturpopstar Bjarke Ingels, dem der Dokumentarfilm »Big Time« kürzlich ordentlich den Bauch pinselte.

In einer kontemplativen Werkschau hangelt sich Noonans Film von Bauwerk zu Bauwerk und gibt einen nicht immer tiefgründigen, aber breit gefächerten Überblick über Roches Schaffen. Seine Architektur ist für die Allgemeinheit, der Mensch seine zentrale Konzeptionsgrundlage. Da ist zum Beispiel das Ford Center, ein Bürokomplex, den er als kommunikativen Ort konzipiert und mit einem gigantischen Indoor-Garten ausgestattet hat. Oder das Oakland Museum of California mit seiner alles überwuchernden Grünanlage, bis heute ein Paradebeispiel für die fließende Verbindung von Innen und Außen.

Kevin Roche studierte bei Mies van der Rohe, arbeitete für Eero Saarinen, dessen Erbe er antrat, und gehört zu den Großen der Szene. Mark Noonan setzt diesem stillen Architekten ein sympathisches kleines Denkmal. Sicher passt sein Film auch gut in unsere Zeit, denn von Roches Vorstellungen über Architektur können sich viele eine Scheibe abschneiden. Die Idee von Gemeinschaft und einer demokratischen Gesellschaft war schließlich lange nicht mehr so gefährdet wie heute.

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