Kritik zu Falafel

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2006
Original-Titel: 
Falafel
Filmstart in Deutschland: 
22.05.2008
L: 
83 Min
FSK: 
12

Schlaflos in Beirut: Der libanesische Debütfilm skizziert mit dem Porträt eines jungen Slackers eine Gesellschaft in Not

Bewertung: 4
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Was genau Toufic im Leben treibt, wird nie recht klar in dieser kleinen Tragikomödie, in der eine Nacht lang die Odyssee eines jungen Beiruters verfolgt wird. Da gibt es einen McJob in einem Internetcafé, doch Toufic, genannt Tou, ist mehr damit beschäftigt, sein Dolce Vita zu organisieren, leiht das Moped des Besitzers, hängt am Handy, um herauszufinden, ob eine gewisse Yasmin auf die Party kommt, schwätzt mit seinem Friseur, seinem Falafel-Brater, und düst mit dem schicken Gefährt zwischen Party, Disco, Freunden, Bars und Eltern hin und her. Er lebt zu Hause, wo er mit seinem kleinen Bruder in einem Zimmer schläft. Ganz Beirut scheint auf den Beinen in dieser Nacht, die eine ungute Wendung nimmt, als der zurückhaltende Tou von einem BMW-Fahrer wegen eines angeblichen Kratzers am Auto zusammengeschlagen wird – und sich rächen will.

»Die Zeit nach Mitternacht« auf Libanesisch: in seinem Kinodebüt verdichtet Michel Kammoun die Skizze eines Beiruter Slackers zur Momentaufnahme einer Gesellschaft, die sich seit langem auf schwankendem Boden befindet. Und sein Stimmungsbild der angespannten Stadt, die einst als Paris des Ostens galt, wirkt angesichts der neuen Bürgerkriegsgefahr geradezu prophetisch. Toufics ziellose Feierlaune erscheint als Flucht vor Frustration und Angst, buchstäblich als Tanz auf dem Vulkan: Hinter der offensiv demonstrierten Lebenslust mit den hübschen Mädchen auf der Party, knutschenden Pärchen und Bauchtänzerinnen lauert eine durchdringende Aggression und latente Hysterie, die den Alltag zum Minenfeld macht. So ist Toufics Reise ans Ende der Nacht gesäumt von verbaler Gewalt und Beinahezusammenstößen – aber auch von märchenhaften Momenten, die das Treiben in eine überzeitliche Perspektive rücken. Nach dem Motto: abwarten und Falafel essen, wird der allgegenwärtige Pausensnack zum Schicksalsbissen. Die behutsame Inszenierung, unterstützt von einem hypnotischen Soundtrack mit arabischer Technomusik, zieht einen so unwiderstehlich in diese laue, bedrohliche Sommernacht, dass man das Frittieröl zu riechen glaubt.

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