Kritik zu Elefant

© Salzgeber

Zwei junge Männer auf dem Land: Kamil Krawczycki erzählt seine queere Liebesgeschichte mit Respekt für die großen Vorbilder »Brokeback Mountain« und »God's Own Country«

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Die Landschaft ist auch in der polnischen Provinz gefälliger als die Menschen, die in ihr leben. Hier ist Bartek (Jan Hrynkiewicz) aufgewachsen, zusammen mit seiner Mutter und Schwester. Der Vater hatte sich schon früh aus dem Staub gemacht und in Amerika seine Zukunft gesucht. Auch Schwester Daria ist mit ihrem Freund weggezogen, nun kümmert sich der 22-jährige Jan allein um den Pferdehof und die bedürftige, fordernde Mutter. 

Er träumt davon, das Gestüt zu vergrößern, doch die Mutter ist dagegen. Als der alte Nachbar stirbt, kehrt dessen Sohn Dawid (Paweł Tomaszewski) zurück. Vor 15 Jahren hatte er das Dorf verlassen und damit auch den Vater, der die Homosexualität des Sohnes nie akzeptiert hat. »Hier hat sich nichts verändert«, sagt er und will nach dem Erledigen der Bestattungsformalien bald wieder weg. Doch zwischen ihm und Bartek entwickelt langsam und vorsichtig erst Zuneigung, dann Liebe. Bartek will beides: Dawid und seinen Traum vom Landleben mit den Pferden. Und muss feststellen, dass die Lebensentwürfe kaum vereinbar sind.

Regisseur Kamil Krawczycki siedelt das Langfilmdebüt in seinem Heimatdorf am Rande des Tatragebirges an und versteht es, die Weite der Landschaft in naturalistischen Bildern für ein queeres Liebesdrama zu nutzen, das gar keinen Hehl daraus macht, Themen seiner großen Vorbilder »Brokeback Mountain« und »God's Own Country« zu variieren. »Elefant« erzählt einfach und weitgehend klischeefrei von Selbstbehauptung und sexuellem Erwachen, Schuldgefühlen und familiärer Fürsorge. Kein unbedeutendes Unterfangen in einem rechtspopulistisch regierten Land, in dem Homophobie an der Tagesordnung ist. Daraus zieht nach langem Hadern auch Bartek seine Konsequenzen. So tief die Liebe zur ländlichen Heimat sein mag, wenn sie ihre queeren Kinder nicht zurückliebt, ist es Zeit zu gehen. Ein Ende, das weder glücklich noch tragisch ist, sondern ganz unaufgeregt wahrscheinlich die einzige realistische Option.

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