Kritik zu Anna und die Apokalypse

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Zombiekomödie? Teenagerdrama? Horrormusical? Zwischen Rührung und Splatter kommt in diesem Crossover-Film jede Emotion zu ihrem Recht

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Teenager Anna ist so absorbiert von ihren Problemen, dass sie nicht mitbekommt, wie alles zusammenbricht. Auf dem Weg zur Schule, die Stöpsel in den Ohren, singt sie sich selbst ein aufmunterndes Lied und übersieht dabei völlig die blutüberströmt umherschlurfenden Leute in ihrer Straße. Einen ähnlichen Moment gab es in der Zombiekomödie »Shaun of the Dead«, deren verkaterter Held anfangs auch nichts kapiert. Daneben erinnert dieser Crossover-Film an die Klassiker »Rocky Horror Picture Show« und »Little Shop of Horrors«, obwohl die Genre-Stilbrüche hier waghalsiger vollzogen und bis zum Ende mit komischem Ernst zelebriert werden.

So durchleben Anna und ihr bester Freund John die üblichen Schrecken der Pubertät: Konflikte mit Eltern, Schule, Mobbing, fieser Direktor, unerwiderte Liebe. Ohne jedes Augenzwinkern wird gleichzeitig die Zombie-Seuche illustriert, die, zwischen Bowlinghalle und Schultheateraufführung, Kumpel und Familienangehörige sukzessive in Bestien verwandelt. Diese müssen mit Deko-Zuckerstangen – wir befinden uns in der Vorweihnachtszeit – und Sprühzeug abgewehrt oder besser noch geköpft werden, damit sie einen nicht fressen. Die Songs wiederum, die von den Teenagern und sogar von ihren gebissenen Anverwandten während ihrer Zombie-Metamorphose intoniert werden, sind ergreifend. Und wenn Nick, der von Anna heimlich angeschwärmte Macho, voll sadistischer Lust mit dem Baseballschläger auf eine untote weibliche Volleyballmannschaft losgeht, wird der Kontrast unerbittlich auf die Spitze getrieben.

Die Komik, die durch den Abgrund zwischen Splatter und Rührung, zwischen dem weltschmerzgetriebenen Wunsch, endlich aus der tristen Kleinstadt abzuhauen, und der tatsächlich unvermeidlichen Flucht ­entsteht, ist jedenfalls von tiefschwarzer Qualität. Und wenn Indie-Regisseur ­McPhail entgegen den Genreformeln auch noch die Guten, Anständigen opfert, vermittelt er das erhebende Gefühl, dass hier jemand genau weiß, was er tut.

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