Kritik zu American Ultra

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In der Actionkomödie von Nima Nourizadeh verwandeln sich Jesse Eisenberg und Kristen Stewart in einem Provinzkaff in Virginia vom Kiffer-Pärchen zum Killer-Pärchen

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Man kann die Idee der Actionkomödie »American Ultra« in einem Satz zusammenfassen: »Clerks – Die Ladenhüter« trifft auf »Die Bourne Identität«. Leider, so viel sei vorweggenommen, klingt das wesentlich besser, als der Film funktioniert. Jesse Eisenberg spielt in »American Ultra« den dauerbekifften Slacker Mike, der mit seiner Freundin Phoebe (Kristen Stewart) in einem Provinznest in West Virginia wohnt und als Aushilfe im örtlichen Supermarkt arbeitet. Mike weiß nicht, dass er in Wahrheit das Ergebnis eines fehlgeschlagenen Geheimdienstexperiments ist: In ihm schlummern die Fähigkeiten einer menschlichen Killermaschine. Als ein karrieristischer CIA-Schnösel ihn klammheimlich als Altlast »entsorgen« will, erweckt Mikes einstige Projektleiterin ihn zum Schutz aus seinem Schläfermodus. Zu seinem eigenen Erstaunen schaltet er kurz darauf im Handumdrehen zwei CIA-Killer aus. Der Rest des Films zeigt Mike und Phoebe auf der nächtlichen Flucht durch ihr vom CIA abgeriegeltes Kaff und im Kampf gegen immer neue Verfolger.

Das Drehbuch zu »American Ultra« stammt von Max Landis, der in seinem Drehbuchdebüt »Chronicle« auf clevere Weise Jugenddrama und Superheldenstory verwebte. Hier aber wirkt die Mischung aus Kifferkomödie und Actionfilm in jeder Hinsicht unentschieden: Für eine Farce à la »Ananas Express« ist die Geschichte zu ernst angelegt, es gibt kaum Dialogwitz und praktisch keine Situationskomik; für einen guten Actionfilm wiederum ist die Story zu dröge und die Action zu abgedroschen. Es gibt ein paar nette filmische Querverweise, etwa dass Mikes Wohnort »Liman« heißt (wie Bourne-Regisseur Doug Liman) oder dass er wie in dem Charles-Bronson-Klassiker »Telefon« durch ein kryptisches Gedicht »aktiviert« wird. Auch haben John Leguizamo als hysterischer Dorfdealer und Kristen Stewart als verliebte Undercover-Agentin ein paar schöne Szenen und verkörpern ihre Figuren in einer feinen Mischung aus Überzeichnung und Bodenständigkeit. Aber solche Details gehen im Lärm betont blutiger Schießereien unter, die irgendwie parodistisch wirken sollen, vor allem aber eine unangenehm zynische Boshaftigkeit ausstrahlen. Regisseur Nima Nourizadeh, dessen Durchbruch die grobe High-School-Komödie »Project X« (2012) war, hat ein bemerkenswertes Talent dafür, sich im Ton zu vergreifen. Immer wieder gleiten Situationen und Dialoge, die unter anderer Regie charmant oder satirisch wirken könnten, ins unangenehm Hämische ab.

Ein erhebliches Problem des Films ist auch der Hauptdarsteller. Jesse Eisenberg überzeugt in anderen Filmen immer dann, wenn seine nerdig-verkniffene Ausstrahlung zur Faszinationskraft neunmalkluger Charaktere beiträgt. Bei einem Verlierertypen wie Mike wirken verkniffene Nerdigkeit und Arroganz allerdings nicht faszinierend, sondern unsympathisch. Am Ende freut man sich nicht mal mehr, dass er das Mädchen bekommt. Zugleich hat man das Gefühl, dass Eisenberg sich eigentlich für viel zu gut für einen so mäßigen Film hält. Womit er wiederum recht hat.

 

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