Caméra-stylo

Wer hat "Napoleon" signiert? Der Titel von Ridley Scotts Biopic entsteht anfangs handschriftlich vor unseren Augen, rasch und entschlossen. Aber wie mir scheint, ist es nicht der gleiche Schriftzug, mit dem der Feldherr, Kaiser und Ehemann danach im Film zeichnet.

Der Akt des Schreibens spielt eine kleine, aber nicht unwichtige Rolle in ihm. Dabei denke ich weniger an offizielle Korrespondenzen oder Dokumente, die Napoleon unterzeichnen muss; Todesurteile, Begnadigungen oder Kapitulationserklärungen kommen praktisch nicht vor. Auch beim Verfassen des "Code civil", dem neuen Strafrecht, das umgangssprachlich seinen Namen trägt, zeigt ihn der Film ja nicht. Nicht mal für den Briefschreiber, der verliebte Billets an seine Joséphine adressiert, hat er Zeit. Das Unterzeichnen zweier Dokumente hingegen sind ihm Großaufnahmen wert: zuerst die Heirats- und schließlich die Scheidungsurkunde. Hier kommt einer der wenigen Drehbucheinfälle zum Tragen, die ich wirklich subtil fand. Beim ersten Mal verlangt und erhält Joséphine noch ihre eigene Schreibfeder, beim zweiten Mal besteht sie nicht mehr darauf.

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