DVD-Tipp: »Sohn der weißen Stute«

© Drop-Out Cinema

1981
Original-Titel: 
Fehérlófia 
Filmstart in Deutschland: 
13.08.2020
Heimkinostart: 
07.05.2021
L: 
81 Min
FSK: 
12
Rauschhaft

Farben und Formen explodieren, als ginge es da­rum, die Bauhaus-Farbenlehre durchzuspielen. Unablässig wandelt sich Figürliches in Abstraktes und umgekehrt. Es gibt den roten Faden einer Geschichte, ein Volksmärchen über drei Weltenretter. Baumausreißer, Steinzerbrösler und Eisenkneter müssen drei Prinzessinnen, die nicht von den verbotenen Türen lassen konnten, aus den Fängen von drei Drachen befreien. Doch wichtiger als die Geschichte ist das rauschhafte Werden und Vergehen der Ornamente und Farben, das mal an die verspielten Figuren von Björn Windblad erinnert, mal an die »Paper Cut-Outs« des späten Henri Matisse, an die Pop-Art-Designs auf dem »Yellow Submarine«-Album der Beatles oder an russische Propagandakunst, während die Frauen, die erst spät ins Spiel kommen, wie Femmes fatales der Art Nouveau wirken. Die weiße Stute wiederum gleicht einem mythischen Fabelwesen, dessen Mähne ausladend ist, wie ein Geweih, während ihr frisch geborenes Baby beim Säugen zwischen den Gestalten eines Fohlens und eines Menschenjungen oszilliert. Jede Szene wirkt wie ein ausufernd fließendes, explodierendes Bild, das seine Eigenständigkeit gegen den Fluss der Erzählung behauptet, der ganze Film gleicht einem psychedelischen Trip. 

Einen »psychedelischen Farbrausch« als Mittel gegen die »öde Corona-Tristesse« verspricht der Verleih. Schöpfer des Films ist der ungarische Pionier des Animationsfilms Marcell Jankovics, der drei Jahre lang als Autor und Regisseur an seinem zweiten Langfilm getüftelt hat. Ergänzt wird der in hochauflösendem 4K restaurierte Film durch die beiden prämierten Schwarz-Weiß-Kurzfilme »Sisyphus« und »Kampf« sowie eine eineinhalbstündige Dokumentation über das ungarische Pannonia-Animationsstudio (im Gespräch mit vielen der dort einst arbeitenden Animateure vermittelt sie einen schönen Eindruck von der kreativen Vielfalt der Stile) und ein längeres, biografisches Interview mit Jankovics, der vor wenigen Wochen, am 29. Mai, mit 79 Jahren in Budapest gestorben ist. 

 


VÖ: 7. Mai 2021

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