Gedichte und Filme

Klaus Wildenhahn starb am 9. August mit 88 Jahren
Klaus Wildenhahn. Foto: Wikimedia/Wilma Gisela (1995)

Klaus Wildenhahn. Foto: Wikimedia/Wilma Gisela (1995)

Zu seinem 85. Geburtstag überraschte Klaus Wildenhahn seine Freunde mit einem kleinen Gedicht-Band  Er schrieb sein Leben lang Lyrik, hat sich Ende der 1950er Jahre mit Gedichten beim NDR beworben, mit Erfolg. »Das Fernsehen baute auf, da konnten noch Angelernte, Halbgelernte, Spinner unterkommen. Fast als gäbe es eine geheime Quotenregelung für Traumtänzer.« Wildenhahn wurde nach Anfangsjahren bei der Klassenlotterie usw. zum bedeutendsten Regisseur des NDR, zum Begründer des modernen Dokumentarfilms in der Bundesrepublik. Von 1963 bis 1995 war er beim NDR fest angestellt. 

Angeregt durch das Cinema Direct der Amerikaner Leacock und Pennebaker hat er mit handlichen 16-mm-Kameras und Synchronton gearbeitet. In langen Einstellungen konnte man dem Geschehen folgen. Statt perfekter Glätte eine gewisse Rauhheit. Die Zusammenarbeit mit dem Musik-Redakteur Hansjörg Pauli von 1965 bis 67 wurde zu einem Glücksfall. Filme über Mauricio Kagel, den Jazzorganisten Jimmy Smith, über John Cage oder Merce Cunningham entstanden, in den achtziger Jahren dann Filme über Tango-Musik oder Pina Bausch. Musik war Arbeit, aber auch Vergnügen. Das explodierende Lachen von John Cage ist geradezu ein Zeichen für diese Serie.

Bekannt wurde Wildenhahn aber vor allem durch seine Filme über Arbeit im Ersten Programm. Eine neue Art der Berichterstattung, die ihm viel Anerkennung brachte, aber auch Schwierigkeiten. Mit »In der Fremde« (1968) wurde er bekannt. Zehn Wochen hatte er Arbeiter begleitet, die ein Getreide-Silo errichteten. Serien wie »Die Liebe zum Land« (1973/74) oder »Emden geht nach USA« (1975/76) folgten. Wildenhahn beobachtete arbeitende Menschen unvoreingenommen, er belehrte oder korrigierte sie nicht durch Experten-Interviews. Auch die Zuschauer sollten/konnten sich selbst ein Bild machen. Politiker und Programmdirektoren aber hat das empört. Von da an wurden Wildenhahns Filme bis 1995, wie vorher die Musikfilme, wiederum nur in den Dritten Programmen gesendet.

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