Kritik zu Stoned

Trailer englisch © 3 Rosen / VCL

Das Regiedebüt des Produzenten Stephen Woolley: ein Brian-Jones-Biopic

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»Live fast, die young and leave a good-looking corpse«. Diesem Motto wurde Brian Jones, Gitarrist der Rolling Stones gerecht, als er 1969 im Alter von 27 Jahren starb. Im Nachhinein hat es sich, fast zwangsläufig, als Legende verfestigt: Beim frühen Tod des Rockstars waren Drogen im Spiel. Für die Nachgeborenen wird Brian Jones reduziert auf die Rolle des ersten Gitarristen der Rolling Stones. Insofern bietet »Stoned« auch eine Korrektur dieses Bildes an.

Der Film ist das Regiedebüt des britischen Produzenten Stephen Woolley, der mit Nick Powell 1982 die Firma Palace gründete, die ein wichtiger Teil des New British Cinema wurde. »Stoned« ist einerseits ein Kammerspiel um die letzten Wochen vor Brian Jones' Tod, andererseits auch ein Biopic - und ein »Murder Mystery«. Denn einiges spricht dafür, dass Jones' Tod in seinem Swimmingpool nicht das Resultat von Drogenkonsum war. »Stoned« ist nicht so radikal wie Gus Van Sants »Last Days«, der die letzten Tage Kurt Cobains vor seinem mutmaßlichen Selbstmord als Ausgangspunkt eines Kammerspiels nahm, das auf jegliche Rückblenden verzichtete und die tatsächlichen Geschehnisse zu einer meditativen Art der Darstellung benutzte. Daraus sollte man Woolley aber keinen Vorwurf machen. Wenn man weiß, dass er die Rechte an gleich drei Büchern über den Tod von Brian Jones erwarb und seine Arbeit an dem Projekt schon vor zehn Jahren begann, versteht man, dass er eben auch die Lebensgeschichte eines Mannes erzählen wollte, dessen künstlerisches Talent in der unmittelbaren Zeit vor seinem Tod nicht unbedingt auf der Höhe war. Würde der Film auf diese Rückblenden verzichten, so würde Jones für den Zuschauer wegen seines frühen Todes, nicht aber wegen seines musikalischen Talents im Gedächtnis bleiben. So aber ist Woolleys Film auch ein durchaus ambivalenter Blick auf den Umbruch der Moral in den Sechzigern.

Im Zentrum des Films steht die Beziehung zwischen Brian Jones und dem Bauarbeiter Frank Thorogood. Der sollte zwar einige bauliche Veränderungen am Haus vornehmen, war aber in erster Linie engagiert worden, um ein Auge auf Brian zu haben und dessen Exzesse unter Kontrolle zu halten. Doch Thorogood wird dem Auftrag nicht ganz gerecht, nimmt er doch gemeinsam mit Brian Drogen. Jones hat sein Vergnügen daran, Spiele zu spielen: »Wir sind alle Teil des Experiments«, verkündet er und bietet Frank an, mit seiner schwedischen Freundin Anna zu schlafen. Zuvor soll Frank seine Männlichkeit durch Liegestütze unter Beweis stellen. Währenddessen gewährt Anna ihm einen Blick zwischen ihre Schenkel und auf ihre Brüste – um ihn dann mit dem Satz »I'm into brain, not brawn!« zurückzuweisen. Jones' Tod, für den Thorogood 1993 auf dem Sterbebett die Verantwortung übernahm, zeigt der Film eher beiläufig als Affekthandlung während einer Rangelei im Swimmingpool, bei der Brian Frank einmal mehr provoziert. Mancher mag bei Franks Identitätsverwirrung an »Performance« (1969) von Nicolas Roeg und Donald Cammell denken, die eine fiktive Variante der Geschichte erzählen, pikanterweise besetzt mit Mick Jagger und Anita Pallenberg, die Jones für Keith Richards verlassen hatte.

Woolleys Bilder besitzen nicht die unmittelbare Kraft von Performance, sein Film ist konventioneller, aber er funktioniert im Gegeneinander von Nähe und Distanz. Das Fehlen von zeitgenössischen Stones-Songs kann man nicht monieren, denn die Differenzen zwischen Jones und dem Rest der Band hingen auch mit der Frage Pop oder Blues zusammen, entsprechend Blues-orientiert ist der Soundtrack. 

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