Kritik zu The Lodge

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Im Nachfolgefilm zu ihrem Erfolg »Ich seh, ich seh« erzählen die österreichischen Regisseure Severin Fiala und Veronika Franz von zwei Kindern, die ein Schneesturm mit der ungeliebten Stiefmutter in einer einsamen Berghütte einsperrt

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Mit ihrem Spielfilmdebüt »Ich seh, ich seh« sorgten die österreichischen Filmemacher Severin Fiala und Veronika Franz im Jahr 2014 für internationales Aufsehen. Ihr kleiner, überaus gemeiner Horrorfilm vereinte typische Tropen des Genres gekonnt mit dem gewissen bitterbösen Schmäh, für den das Filmland Österreich so bekannt ist: die Mischung aus mysteriösem 70er-Jahre-Kino im Stil von »Das Omen« und dem trockenen Sarkasmus von beispielsweise Ulrich Seidl erzeugte ein schwelendes, schwer bestimmbares Grauen. Auf »Ich seh, ich seh« traf das inflationär gebrauchte Attribut »verstörend« einmal voll und ganz zu.

Dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den Nachfolger »The Lodge«, mit dem das Regieduo zugleich seinen ersten Film in englischer Sprache präsentiert. Erneut geht es um eine unheilvolle Familienaufstellung im Allgemeinen und um eine Mutter-Kind-Beziehung im Speziellen. Bereits kurz nach dem gewaltsamen Tod der Mutter (Alicia Silverstone), nimmt der geschiedene Vater Richard (Richard Armitage) seine zwei Kinder Aidan (Jaedan Lieberher) und Mia (Lia McHugh) mit auf einen Weihnachtsausflug in die familien-eigene Berghütte. Die Vierte im Bunde ist die neue Lebenspartnerin des Vaters, Grace (Riley Keough), der Aidan und Mia äußerst ablehnend gegenüberstehen.

Der Urlaub soll Kinder und zukünftige Stiefmutter endlich zusammenbringen – so hofft zumindest Richard – doch erwartungsgemäß geht dieser Plan daneben: Als Richard die Hütte aus beruflichen Gründen noch einmal verlassen muss, werden Grace, Aidan und Mia eingeschneit und sind von der Außenwelt komplett abgeschnitten. Plötzlich beginnen merkwürdige Dinge im Haus vorzugehen – ist womöglich der rachsüchtige Geist der verstorbenen Mutter am Werk?

»The Lodge« ist ein erzählerischer Wirrwarr aus falschen Fährten, Täuschungen und Wendungen – hier zu viel zu verraten, wäre fatal. Wo Fiala und Franz in ihrem Vorgängerfilm den zentralen Plot Twist aber mit maximaler Wucht einzuführen vermochten, wirkt das Verwirrspiel hier oft weniger überzeugend, gegen Ende gar ermüdend. Es mag auch an dem uramerikanischen Setting – einer einsamen Hütte im Wald – liegen, dass es den Regisseuren diesmal nicht gelingt, ihre Handschrift klar zum Vorschein zu bringen. Oft wirkt »The Lodge« wie ein Kombinat aus Hunderten von ähnlichen Filmen.

Andererseits aber setzt sich der Film in inszenatorischer Hinsicht meilenweit vom Genre-Durchschnitt ab: Yorgos Lanthimos’ Stammkameramann Thimios Bakatatis (u. a. »Dogtooth«) fängt die eisige Landschaft und die verwinkelte Hütte in brillanten, düsteren Bildern ein; das Sounddesign von Paul Lucien Col verwendet jedes Türknarren und jeden Schritt auf dem Holzboden zu maximalem Effekt. Auch das Zusammenspiel der beiden Jungschauspieler mit Riley Keogh überzeugt. Von der etwas enttäuschenden, überambitionierten Erzählweise einmal abgesehen, gelingt den Regisseuren also ein durchaus stimmungsvoller Horrorfilm.

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