Kritik zu Hai-Alarm am Müggelsee

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Wer wissen will, warum Haie kein Bier mögen und was es braucht, um dem Städtemarketing Sexappeal zu verleihen, der ist bei Leander Haußmanns und Sven Regeners neuem Film, den man nicht allzu ernst nehmen darf, goldrichtig

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Die Farce hat in der deutschen Filmlandschaft keine große Tradition. Zu albern, heißt es oft, und zu zahnlos. Letzteres kann man dem Film von Leander Haußmann und Sven Regener sicher nicht vorwerfen. Bevor überhaupt etwas beginnt, wird dem Bademeister Michael Gwisdek die Hand abgebissen. Doch das soll sein Schaden nicht sein. Ein Heidenspaß ist dieser Film, witzig, tabulos und übertrieben – eben eine gelungene Farce.

Der Film erzählt viele Geschichten und keine davon wirklich zu Ende. Er lässt viele Fragen signifikant offen und verfährt mit der Handlung wie ein entfesselter Wasserskifahrer. Wie der zum Monster herangewachsene Miniaturhai im Müggelsee überlebt, warum Jürgen Flimm und Frank Castorf beim Scheingriechen Ouzo trinken, anstatt Theater zu machen, und ob die beiden Punks tatsächlich die einzigen Cameoauftritte der Regisseure Haußmann und Regener sind, das sind nur einige davon. Zu lachen allerdings gibt es viel. Und das ist auch der brillanten Besetzung geschuldet. Henry Hübchen als ständig überforderter Bürgermeister, dem der Müggelsee über alles geht, Tom Schilling als Bübchen und Fischexperte mit Gangsterschnurrbart, Detlev Buck als Polizist und schelmische Reminiszenz an ABV Obermeister Horkefeld aus Haußmanns »Sonnenallee« und schließlich Benno Fürmann als reicher Fiesling, dem schlicht alles gehört, was gerade relevant wird. Und lernen kann man auch etwas: Haie mögen kein Bier.

Erste Lacher gibt es schon, wenn das Logo der von Haußmann und Regener neu gegründeten Produktionsfirma Müggelfilms erscheint. »Die Müggelfilm ist eine Filmproduktionsfirma neuen Typs«, heißt es in der Selbstdarstellung, »gegründet als GbR, damit gleich klar ist, dass hier ohne das Netz des beschränkten Haftungsrechts, aber auch ohne die Fessel des Aktienrechts agiert wird, nämlich frei, gleich, geheim und vor allem ohne Überziehungskredit!«

»Hai-Alarm am Müggelsee« ist kein Film für Ernstler. Und man kann sehen, welchen Spaß die Filmemacher bei der Herstellung gehabt haben müssen. Solche Komödien gibt es sonst nur jenseits der Grenzen des kommerziellen Films, »Muxsmäuschenstill« von Marcus Mittermeier zum Beispiel. In jedem Fall hat die Verbindung mit Autor und Musiker Sven Regener dem Filmschaffen von Leander  Haußmann sehr gut getan. Seit Haußmanns Spielfilmdebüt »Sonnenallee«, vor allem aber seit der Verfilmung von Regeners Roman »Herr Lehmann« lieferte Regener immer wieder Musik zu Haußmann-Filmen, darunter sieben unveröffentlichte Stücke zu dessen bislang schrägster Komödie »Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe«. Seitdem wartete man im Grunde auf eine Intensivierung dieser Zusammenarbeit. Jetzt hat Regener nicht nur Buch und Musik zugeliefert, sondern neben der Koregie auch verschiedene Auftritte übernommen. Der Film trägt spürbar die Handschrift des untertourigen Erzählers und Autors des Nummer-1-Hits »Delmenhorst« und man darf gespannt sein, welche alberne Spielerei mit Versatzstücken der Wirklichkeit aus dem Hause Müggelfilm noch kommt.

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