Kritik zu Eddie the Eagle: Alles ist möglich

© 20th Century Fox

Ein Skispringer aus England? Die haarsträubende Story von Möchtegern-Olympionike Michael Edwards als kurzweilige Sportkomödie

Bewertung: 3
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Kennen Sie die Geschichte von Eric Moussambani? Der Mann aus Äquatorialguinea, den man augenzwinkernd »Eric, den Aal« nannte, ging 2000 bei Olympia in Sydney für 100 Meter Freistil an den Start – und soff im Wettkampf beinahe ab. Er gilt bis heute als »langsamster Schwimmer aller Zeiten«. Oder die Geschichte des jamaikanischen Bobteams, das sich 1988 in Calgary in den Eiskanal stürzte und dem mit dem Film »Cool Runnings« wenige Jahre später ein kleines Denkmal gesetzt wurde? In die gleiche Sparte der absolut schrägen Olympioniken gehört natürlich auch die haarsträubende Geschichte von Michael Edwards, besser bekannt unter seinem Spitznamen »Eddie the Eagle«.

Mit den bewährten Stilmitteln des Sportkomödiengenres erzählt Regisseur Dexter Fletcher hier von den wundersamen Umständen im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 1988. Der gelernte Dachdecker Edwards (Taron Egerton) ist seit frühester Kindheit komplett gefühlsbesoffen von der olympischen Idee. Dabei sein! Ist! Alles! Das Problem: Seine körperlichen Mängel (kaputte Knie, extreme Kurzsichtigkeit) zeigen ihm, dass »du niemals ein Athlet sein wirst«, wie sein Vater gebetsmühlenartig wiederholt. Der Kampf gegen Windmühlen beginnt, als dem jungen Edwards die Schnapsidee kommt, er könne sein Glück ja im Skispringen versuchen, einer Disziplin, die 1987 in Großbritannien de facto nicht existiert. Der letzte nationale Rekord eines gewissen »Hector Mooney« stammt aus dem Jahr 1929. Schnee von gestern!

Kurzweilig und recht oberflächlich sondiert der Film fortan die wahren Begebenheiten: In Garmisch saust der sture Autodidakt zum ersten Mal von der Übungsschanze und wird umgehend zum Gespött der Profispringer. Gaststättenherbergsmutti Petra (Iris Berben) und der arg angezählte sowie vom Alkohol beeinträchtigte Exathlet Bronson Peary (Hugh Jackman) haben aber mit dem waghalsigen Burschen Mitleid und trimmen den Unverbesserlichen zum passablen Springer, der dann 1988 tatsächlich zu den Olympischen Spielen nach Calgary darf.

Konsequent setzt die Komödie auf schrille 80er-Jahre-Ästhetik und einen wunderbar kitschigen Synth-Rock-Soundtrack, der das sportliche Zeitgeistgefühl von damals nostalgisch wiedergibt. Hauptdarsteller Taron Egerton, seit »Kingsman: The Secret Service« ein vielversprechender Newcomer aus dem Königreich, spielt den hornbebrillten Loser recht authentisch und mit feinfühliger Bravour. Wo Komödien in der Regel von der Überzeichnung der Charaktere leben, bleibt Egerton hier angenehm am Rollenvorbild Michael Edwards. Der stark unterforderte Hugh Jackman als Coach steckt dagegen in einem Rollendilemma: Für psychologische Tiefe und Aufarbeitung des gefallenen Exathleten wurde im Drehbuch schlicht zu wenig Platz eingeplant. So bleibt »Eddie the Eagle« vor allem eine konventionelle Sportfilmkomödie, die auf naiv-altmodische Weise von der überhöhten Kraft des Gewinnens und Verlierens erzählt. Nicht nur Michael Edwards, sondern ganz bestimmt auch Eric Moussambani werden ihre Freude an diesem Film haben.

Meinung zum Thema

Ihre Meinung ist gefragt, Schreiben Sie uns

Mit dieser Frage versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt