DVD-Tipp: »Opium«

»Opium« (1919). © Edition Filmmuseum

»Opium« (1919). © Edition Filmmuseum

Tödliche Rache

Realisiert noch vor Kriegsende 1918 in München und Berlin, wurde dieser sensationslüsterne Spielfilm, der in China, Indien und England spielt, 1919 ein Riesenerfolg. Gedreht hatte ihn der umtriebige Robert Reinert, der sich schon als Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor und künstlerischer Leiter von Filmproduktionen einen Namen ­gemacht hatte.

Die Geschichte ist purer Dreigroschenroman. Bei einem Aufenthalt in China lernt der Opiumforscher Dr. Gesellius in einer finsteren Opiumhöhle den rachsüchtigen Nung-Tschang kennen, der eine junge Frau gefangen hält, Sin. Sie ist die Tochter seiner Exfrau. Der Vater ist ein gewisser Armstrong, ein Europäer, der Nung-Tschang die Frau ausspannte. Und seitdem schwört der von Werner Krauß als augenrollender, fieser »Chinese« gespielte Opiumhändler tödliche Rache, die er auf Gesellius überträgt, als der mit Sin nach Europa flieht. 

Man kann diese vor lauter Klischees nur so triefende Story kaum ernst nehmen, sich aber dennoch an ihrer Theatralik und dem hohen Trashfaktor erfreuen. Offiziell als »Aufklärungsfilm« vermarktet, sollte »Opium« das Publikum vor der zerstörerischen und vernichtenden Wirkung des Rauschgifts warnen. Die Partys mit tanzenden Frauen in durchsichtigen weißen Kleidern, die ihre Körper mehr zeigen als verhüllen, dürften den Publikumserfolg jedoch ebenso erklären wie »exotische« Schauplätze mit wilden Löwen. Formal ist »Opium« durchaus faszinierend, gerade durch die Einfärbungen in Blau, Rötlich oder Violett. 

Das Finale ist Melodramatik vom Gröbsten. Es geht um Eifersucht und Ehebruch, weibliche Aufopferung und ein besseres Leben nach dem Tod. Schön, dass dieser in Vergessenheit geratene Abenteuerkitsch nun auf DVD vorliegt, optisch wunderbar restauriert und mit einer sehr passenden und eindringlichen neuen Filmmusik versehen. Als Extras empfehlen sich das ungemein informative Booklet und viel zu kurze Fragmente aus »Sterbende Völker«, einem weiteren Monumentalfilm des Meisters, der bereits 1928 im Alter von nur 56 Jahren starb.

 

Opium. Deutschland 1919. R: Robert Reinert. Da: Eduard von Winterstein, Werner Krauß, Conrad Veidt, Sybill Morel. Anbieter: edition filmmuseum.

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