Kritik zu Star Trek: Into Darkness

© Paramount Pictures

Sechs Serien und elf Kinofilme sind noch nicht genug: J. J. Abrams demonstriert in seiner zweiten Neuauflage des alten »Star-Trek«-Stoffes ein Selbstbewusstsein, das auf eine Verlängerung mindestens zur Quadrologie schließen lässt

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Die Grundidee zu »Star Trek« stammt noch aus einer Zeit, in der das Fernsehen ganz auf das Prinzip der Wiederholung setzte. Vor allem das Geplänkel auf der Kommandobrücke folgte stets einem unterhaltsamen Ritual: Spock zog rein logische Schlüsse, Uhura zeigte Bein und meldete, dass der Kontakt abgebrochen sei, Scotty übersah das »Beamen«, »Pille« teilte mit, dass er bei seinen Untersuchungen irgendeines Aliens auf »Superblut« gestoßen sei. Und Captain Kirk wusste auf alles eine witzige Antwort: »Manchmal erreicht man sogar mit Logik etwas, Mr. Spock!«

Als J. J. Abrams sich vor einigen Jahren daranmachte, den reichlich ausgebeuteten Stoff einer Grundüberholung zu unterziehen, stand er vor der Aufgabe, etwas Neues machen zu müssen, ohne das Alte aufzugeben. Sein Star Trek-Film von 2009 konzentrierte sich letztlich darauf, neue Gesichter in alten Rollen zu etablieren. Um sie herum wurde vor allem die Ausstattung mit sichtbarem finanziellem Aufwand modernen Ansprüchen angepasst.

Star Trek Into Darkness demonstriert von Beginn an mehr Selbstbewusstsein. Eine Actionsequenz, die im Kern das Muster der alten Episoden aufgreift, bildet den Auftakt: Kirk (Chris Pine), McCoy (Karl Urban) und Spock (Zachary Quinto) wollen einen Planeten und dessen Bewohner vor dem drohenden Untergang bewahren. Bis alle wieder sicher auf die »Enterprise« gebeamt sind, muss Kirk natürlich ein paar Sternenflottenregeln brechen. So kommt es zur üblichen Ausgangssituation: Kirk wird das Kommando über sein Schiff entzogen. Doch da taucht gerade zur rechten Zeit ein neuer Bösewicht auf: ein Terrorist mit Namen John Harrison (Benedict Cumberbatch). Sein Attentat führt Kirk und Spock und all die anderen auf neuer Mission zusammen.

Harrison bzw. Cumberbatch erweist sich als echter Zugewinn im »Star Trek«-Universum, auch wenn er sich bald als alter Bekannter herausstellen wird. Cumberbatch ist als junger, nerdiger Sherlock Holmes in der neuen TV-Film-Reihe der BBC bekanntgeworden. Wenn er nun in Star Trek Into Darkness verkündet, in »allem« besser zu sein als seine Gegenspieler, entfaltet er ein eisiges Charisma; seine undurchsichtige Agenda lässt sich dankenswerterweise einmal nicht gleich auf »Weltherrschaft« reduzieren.

Besser denn je funktioniert vor allem die Männerromanze zwischen Spock und Kirk, was damit zu tun hat, dass sowohl Zachary Quinto als auch Chris Pine zunehmend zu ihren Figuren finden. Der Rest der Crew hat es da schon schwerer, zur Geltung zu kommen: Simon Pegg als Scotty darf zwischendurch witzig sein und Karl Urban als McCoy beständig intensiv seinen »Jim« vor Gesundheitsrisiken warnen, alle anderen sind auf den Status von Stichwortgebern reduziert. Schade ist das vor allem um die mit Zoe Saldana und Alice Eve besetzten Frauen, deren Figuren in dieser »Jungsfantasie« nach wie vor keinen richtigen Platz finden. Sie werden leicht verschämt als Augenschmaus präsentiert oder sorgen mit Augenaufschlag für ein paar romantische Töne, dramaturgisch aber erweisen sie sich als vollkommen überflüssig. Man kann gespannt sein, ob das im nächsten Star Trek-Film so bleibt.

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