Kritik zu Star Trek

© Paramount Pictures

J. J. Abrams nimmt die Devise »Zurück zu den Anfängen« wörtlich, indem er an den Beginn seines Films eine Geburt setzt – und der Zuschauer erfährt, wie James Tiberius zu seinem Namen kam

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Nach mehreren Hundert TV-Episoden und zehn Kinoproduktionen wird nun auch das vierzig Jahre alte Raumschiff Enterprise generalüberholt. Wie das »Star Wars«-Universum geliftet wurde, indem man die Uhren einfach zurückdrehte, zeigt auch das Prequel zur »Star Trek«-Serie die »erste« Reise der Enterprise. »Lost«-Regisseur J.J. Abrams nimmt das Prinzip »Wie alles begann. . .« auf eine angenehm trashige Weise ernst. Der Zuschauer erlebt mit, wie Captain Kirk geboren wird. Seine hochschwangere Mutter muss pressen, pressen, pressen, als das Schiff, auf dem sie sich gerade befindet, von Romulanern zerstört wird. Während Kirks Vater sich in Kamikaze-Manier opfert, wird die Crew in Sicherheit gebeamt, und der kleine James T. erblickt das Licht der Serienwelt.

Der furiose Einstieg konfrontiert das Prequel allerdings mit einem Paradox: Eingeführt werden nun bekannte, populäre Figuren, deren Charaktere jedoch kompatibel gemacht werden müssen mit den Erwartungen jener Zielgruppe, die mit Internet, Matrix und Ego-Shootern aufgewachsen ist. Entsprechend inhomogen wirkt das alte, neue Weltraumabenteuer. Der Spagat zwischen Nostalgie und Action-Overkill gelingt nicht immer.

Chris Pine mit der Ausstrahlung eines tumben boy toy wirkt sichtlich blass in der Rolle des jungen Kirk, der als Womanizer und Heißsporn in Erscheinung tritt. Doch wie schon in der TV-Serie sind die Nebenfiguren interessanter. Die müssen zwar immer nur Knöpfe drücken und bei Erschütterungen zu Boden fallen – was ihnen im Prequel aber ausgesprochen gut gelingt. Anton Yelchin gibt Mr. Chekov einen unwiderstehlichen russischen Akzent – der wahrscheinlich von einem extraterrestrischen Virus namens Synchronisation eliminiert werden wird.

Bei den weiblichen Figuren ist die Entwicklung leider rückläufig. Zoë Saldaña als Uhura wird in ihrem kurzen Rock auf den üblichen Blickfang reduziert. Die Kostüme der Männer dagegen sehen aus, als hätte man die eng anliegenden Uniformen aus der Fernsehserie mit Öko-Strickmode auf Komfort und Tragbarkeit hin optimiert. Enttäuschend ist auch das Sound-Design, das in der TV-Fassung nicht unwesentlich zur Atmosphäre beitrug: Zwar ertönt das beeindruckende elektrische Kreischen bei Alarmstufe auch im Prequel. Es fehlt jedoch das herrlich sinnfreie »Pie-Wiewiewie«, mit dem einst das geheimnisvolle Funktionieren hochtechnischer Apparate hinter den Konsolen suggeriert wurde. Auch das unvergleichliche »Schschrrk« ist nicht mehr zu hören – hat da inzwischen jemand die Schiebetüren geölt?

Die interessanteste Figur ist, wie schon bei den frühen Abenteuern, der schillernde Mr. Spock. Obwohl ihm nicht mehr diese unnachahmlichen Wortspiele vergönnt sind wie: »Schlagen Sie sich das aus dem Kopf« – »Ich sehe keinen Grund zur Selbstverstümmelung«. Zachary Quinto setzt dennoch Akzente als jugendliches Langohr, das auf seinem Heimatplaneten von gleichaltrigen Vulkaniern wegen seiner irdischen Mutter gemobbt wird. Warum er sie geheiratet habe, fragt der junge Spock seinen Vater. Und der antwortet: »Weil es logisch war.« Das erscheint auch dem Zuschauer logisch.

Nicht ganz so logisch ist der Plot mit der obligatorischen Zeitschleife: Durch die Zerstörung des romulanischen Heimatplaneten entsteht eine Art »Wurmloch«, durch welches ein gigantisches Schiff der Romulaner in jene Vergangenheit geschleudert wird, in der das Prequel spielt. Auch Spock, der irrtümlich für diese Zerstörung verantwortlich gemacht wird, reist mit in die Jetztzeit – und beschert dem alten Leonard Nimoy einen überraschenden Auftritt. Doch wenn der alte und der junge Spock, Zachary Quinto und Leonard Nimoy, sich tatsächlich begegnen, dann ist das, in der Sprache der Vulkanier gesprochen, nicht unbedingt logisch.

Die Zielgruppe dürfte das weniger stören. Für diejenigen aber, die mit dem alten »Raumschiff Enterprise« schon ein paar Lichtjahre auf dem Buckel haben, offenbart das zweistündige Spektakel gewisse Längen, und so mancher »Star-Trek«-Nostalgiker fühlt sich irgendwann »Lost«. In den gelungenen Momenten entsteht der Eindruck, als sei »Star Trek« ein Remake von Bully Herbigs »Traumschiff Surprise«.

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