Kritik zu Ostfriesisch für Anfänger

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Witz, komm' raus: In Gregory Kirchhoffs Komödie bringt ein Ostfriese einer Gruppe von Ausländern auf Integrationskurs Plattdütsch anstatt Hochdeutsch bei

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Das Schlimmste, was man über eine Komödie sagen kann, ist, dass sie nicht komisch ist. »Ostfriesisch für Anfänger« von Gregory Kirchhoff nun ist nicht nur nicht komisch, sondern geradezu haarsträubend unkomisch. Und das Schlimme daran ist, dass einem die ganze Zeit über vermittelt wird, dass das jetzt aber lustig gemeint ist und dass man das jetzt also gefälligst lustig finden soll. Allein, es entgleisen einem allenfalls die Gesichtszüge, während man versucht, den Fluchtreflex in den Beinen zu unterdrücken.

Doch worum geht es? In Niederhörn in Ostfriesland, also dort, wo die Leute an Buddelschiffen basteln, wenn sie nicht gerade Ausschau nach dem Besuch von übermorgen halten, steckt der kürzlich verwitwete, miesepetrige Tankstellenpächter Uwe Hinrichs in Schwierigkeiten. Gegen die Pfändung seines Hauses hat er sich mit der Besudelung von Amtspersonen zur Wehr gesetzt, nun muss er zur Strafe einer Gruppe ausländischer Fachkräfte Deutschunterricht erteilen. Denn ebenso dringend wie die »Utländer« eine neue Chance in einem neuen Land brauchen, braucht die strukturschwache Region die Fördermittel für das Inte­grationsprojekt, das kurzerhand und kostensparend auf den Querulanten abgeschoben wird. Was aber macht Hinrichs? Er lehrt die ahnungslosen Fremden Plattdütsch, und so erklärt sich endlich auch der Filmtitel.

Klingt das nicht nach einem komödiengeschichtlichen Meilenstein? Eben. Dass man sich die ganze Zeit fragt, was zur Hölle bloß lustig daran sein soll, wenn zum hunderttausendsten Mal allerbilligste Kultur­klischees aufeinandergejagt werden, ist das eine. Das andere aber ist die schreckliche Dudelfunk-Vorabend-TV-Serienmusik, die in dem Zusammenhang nicht nur wie ein Wink mit dem Zaunpfahl wirkt, sondern wie eine Behandlung mit dem Holzhammer. Und vor dem Hintergrund schließlich, dass die Filmemacher sich mit ihrer Geschichte erklärtermaßen auf die aktuelle Integrationsdebatte in Deutschland beziehen wollen, kann man »Ostfriesisch für Anfänger« nur als zynische Zeitverschwendung empfinden.

Meinung zum Thema

Kommentare

schon den Trailer anzuschauen war eine Tortur. Ich würde das nicht in voller Länge aushalten. Ich hatte schon nach diesen gefühlt ewig langen 1:39 Minuten, hatte ich das Gefühl, das tausen Gehirnzellen den Freitod gesucht haben. Da nur um diesen ..*hüstel* Film nicht länger ertragen zu müssen.

Ein Film mit einer klassischen und erwartbaren Handlung.

Die Ausländer (hier studierte und teilweise promovierte Fachkräfte) werden dumm wie Brot und passiv wie... Brot... dargestellt. Der weiße rassistische grummelige alternde Mann bringt sie erst selbst in Schwierigkeiten, nimmt dann aber völlig unmotiviert die Vaterrolle eines immer freundlich lächelnden Mannes dunklerer Hautfarbe an, der nur wenige Worte sagen und meist seine Worte wiederholen darf (ein Klassiker), vergisst seinen Rassismus von einem Tag auf den anderen, beginnt wieder zu lächeln und zu leben und rettet am Ende die ganze Truppe, die sich ja selbst nicht zu helfen wusste, vor den Problemen, die er ihnen selbst geschafften hat. Mit Fäusten und Gewalt übrigens und ein bisschen Papierkram. Ein echter weißer Filmheld eben.

Nebenher entdeckt eine gestresste Karrierefrau ihre wahre weibliche liebevolle naturliebende Persönlichkeit wieder und will ihren Beruf in der jetzigen Position aufgeben und für immer (oder fürs nächste Jahr zumindest) bei ihrem Freund in der Einöde leben. Warum genau, wird aus ihrer Rolle nicht klar. Vermutlich, weil Frauen das in Filmen eben so machen.

Ach, und der junge omnipotente Schwarze darf auch ein paarmal sexy in die Kamera grinsen und jede Frau anfassen, die zurücklächelt.

Das Naziproblem wird von einem Tag auf den anderen gelöst, indem sie ganz ohne Anzeige oder Haftbefehl in Handschellen abgeführt werden - die anderen Gewalttäter*innen nicht. Und damit sie sie aus dem Film raus, Problem gelöst. Heile Welt in einem Heimatfilm...

PS: Muss ich eigens erwähnen, dass der Bechdeltest nicht bestanden wurde?

Falsche Aussprachen. Viele Filmfehler. Der Polizist hat ein Wappen aus Schleswig-Holstein an der Uniform. Kennzeichen erfunden und echt albern. Wirklich schlecht gemacht.

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