Kritik zu Lucy

© Universal Pictures

2014
Original-Titel: 
Lucy
Filmstart in Deutschland: 
14.08.2014
L: 
90 Min
FSK: 
12

Luc Besson versucht sich mal wieder als Popcornphilosoph. Seine Action-Fantasy über die Möglichkeiten des menschlichen Gehirns wird für Scarlett Johansson zum ziemlich üblen Drogentrip

Bewertung: 2
Leserbewertung
2.666665
2.7 (Stimmen: 6)

In der Savanne herrschen einfache Gesetze. Das Wild steht nichtsahnend im hohen Gras, die Raubkatze schleicht sich an, packt ihr Opfer und – schnapp – verspeist es sodann. In unserer urbanen Zivilisation läuft es ähnlich: Eine einfältige Studentin, übermüdet von einer exzessiven Partynacht, wehrt sich gegen den Wunsch ihres Freundes, einen Koffer samt mysteriösem Inhalt auszuliefern. Wieder und wieder lehnt die junge Frau ab, bis sie schließlich – schnapp – doch nachgibt und in den gläsernen taiwanesischen Businesspalast hineingeht. Eine wahrhaft existenzielle Fehlentscheidung.

Luc Besson unterschneidet den Beginn allen Ernstes mit Bildern aus der afrikanischen Wildnis; es ist eine assoziative Montage, die wie einst im Stummfilm das Geschehen kommentiert (oder womöglich persifliert?), mit ihrer Penetranz und Eindeutigkeit aber vor allem die Intelligenz des Publikums beleidigt. Besson hat schon immer die gröberen Pinselstriche bevorzugt, so unverschämt plump aber hat er sich einer Geschichte selten genähert.

Das erstaunt umso mehr, als Lucy ein durchaus ambitionierter Versuch ist, unterschiedliche Elemente miteinander zu verbinden: Popcorn und Philosophie, Science-Fact und Science-Fiction, handfeste Aktion und waghalsige Spekulation. Wie unlängst Transcendence versucht auch dieser Film, die Grenzen des Genrekinos zu überwinden und in neuartige Cybergefilde vorzudringen, in denen sich Mensch und Computer zu einer allmächtigen Einheit verbinden. Anders jedoch als Johnny Depp, der zuerst sterben musste, durchlebt und durchleidet die hier streckenweise überforderte Scarlett Johansson ihre Transformation zur tragischen Superheldin in gänzlich irdischen Sphären. Als unfreiwillige Kurierin für den finsteren Mr. Jang (Min-sik Choi) bekommt sie ein Paket mit einer neuen Designerdroge unter die Bauchdecke genäht, und als die Hülle platzt, sorgen die blauen Kristalle für eine explosive Überdosis und einen wahrhaft bewusstseinsverändernden Trip.

Lucy entwickelt zwar Superkräfte, wird dabei aber keineswegs zur Marvel’schen Monster-Woman; sie bleibt ganz Mensch und als solcher vor allem ein Opfer. Als typische Rachegeschichte mag Besson die Story aber auch nicht ablaufen lassen. Vielmehr ergeht er sich in wissenschaftlichen Erklärungen, die – eine weitere enervierende Parallelmontage – Professor Norman (Morgan Freeman) im Hörsaal zum Besten gibt. Unser Gehirn, so sein Credo, nutzt nur zehn Prozent seines Potenzials. Was wäre, wenn wir 20, 50 oder mehr Prozent aktivieren könnten? Genau dieses Szenario spielt Lucy durch und hält uns dabei hilfreicherweise mit Zwischentiteln auf dem Laufenden, die den jeweils aktuellen Leistungsstand seiner immer schlagkräftigeren Protagonistin anzeigen. Deren Verwandlung beschränkt sich nicht nur auf intellektuelle Brillanz, sie entwickelt auch erstaunliche telepathische und telekinetische Fähigkeiten, die sich im Kampf mit den Schergen der Drogenmafia als sehr nützlich erweisen. Über den Status von mal mehr, meist weniger unterhaltsamem Fantasy-Trash kommt Lucy dabei nicht hinaus.

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