Kritik zu Kundschafter des Friedens

© 20th Century Fox/Majestic

Sie arbeiten analog: In der Komödie von Robert Thalheim (»Am Ende kommen Touristen«) holt der BND ein paar DDR-Spione aus dem Ruhestand, um sie auf Mission in ein Fantasieland auf dem Gebiet der einstigen Sowjetunion zu schicken

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Würde der bundesdeutsche Geheimdienst, wenn eine Mission auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion zu scheitern droht, tatsächlich einen ehemaligen DDR-Agenten mit Ortserfahrung um Hilfe bitten? Das ist zumindest die Idee, aus der Regisseur Robert Thalheim eine Agentenkomödie gezimmert hat, deren Titel erklärungsbedürftig ist. »Kundschafter des Friedens« war die offizielle DDR-Bezeichnung für eigene Agenten im Auslandseinsatz. Der bekannteste von ihnen: Günter Guillaume, der es bekanntlich bis zum persönlichen Referenten von Willy Brandt brachte.

Die Medien der DDR haben das Ihre dazu beigetragen, dem Berufsstand ein Denkmal zu setzen. Der Defa-Spielfilm »For eyes only – Streng geheim« (1963), jahrzehntelang zum Jahrestag des Mauerbaus im Fernsehprogramm wiederholt, erfreute sich ebenso großer Beliebtheit wie die Fernsehserie »Das unsichtbare Visier« (1973–79). Ihr zollt der Film durch Verwendung ihres fetzigen Titelthemas Tribut – wie auch mit seinem Vorspann samt Splitscreen und treibender, bläserdominierter Musik.

»Wir waren besser!« Das ist die feste Überzeugung von Jochen (Henry Hübchen), der den Herren, die ihn gerade unsanft in Gewahrsam genommen haben, einen Rüffel erteilt, wie unprofessionell sie dabei vorgegangen sind. Genauso besteht er aber auch darauf, dass sein Einkaufsnetz nicht an dem Kiosk zurückbleibt, an dem er gerade sein Bier trank. Jochen ist Rentner, hat aber die alten Tricks seines Gewerbes noch drauf, deshalb sein selbstbewusstes Auftreten. Dass er den Auftrag annimmt, hat nicht zuletzt persönliche Gründe: die Abrechnung mit jenem BND-Agenten, der ihn einst enttarnte – nicht die einzige persönliche Verstrickung, die im Lauf der Geschichte zum Vorschein kommt.

Soll Jochen also den politischen Hoffnungsträger, der das Land Katschekistan einen soll, aus den Händen ehemaliger KGB-Agenten befreien, dann nur im Team mit alten Kollegen. Während Jacky (Michael Gwisdek), der seine technischen Fähigkeiten derzeit in einer kleinen Reparaturwerkstatt für Haushaltsgeräte praktiziert, noch auf den Sieg der Weltrevolution hofft, hat Locke (Thomas Thieme) seine damaligen Kenntnisse zu Geld gemacht, dieses aber mit windigen Investmentgeschäften mittlerweile wieder verspielt. Vor Ort gesellt sich dann noch Harry (Winfried Glatzeder) zu ihnen, der als »Romeo« auf das Anwerben von weiblichen Informantinnen spezialisiert war.

Seine Komik entwickelt der Film aus dem Selbstbewusstsein der »Oldtimer« (höchst spielfreudig von ehemaligen DDR-Bürgern verkörpert) und deren Organisationstalent (»Wir arbeiten analog!«), aber manchmal auch daraus, dass eben nicht alles so funktioniert, wie sie es zuvor geplant haben. Bei aller Liebe zum Handwerk (die auch den Film auszeichnet) schwingen im Hintergrund doch auch die Schwierigkeiten mit, sich in der neuen Gesellschaftsordnung zurechtzufinden, auch noch 27 Jahre nach dem Ende der DDR.

Meinung zum Thema

Kommentare

Ein Film, der das Land spaltet. Will heißen: Ostdeutsche der Generation 45+ sind klar im Vorteil.
Der Reiz dieser gelungenen Persiflage auf eine versunkene Welt der Schlapphüte dies- und jenseits der „Mauer“ speist sich aus dem meisterhaft-intuitiven Plot, seiner kongenialen Umsetzung (Buch: Thalheim/Ziegenbalg, Regie: Thalheim) und dem erzkomödiantischen Talent der Protagonisten.
Henry Hübchen bringt als ehemaliger Topspion des Auslandsgeheimdienstes der DDR mit seinem Charme des ewigen Lausejungen den BND zur Verzweiflung. Thomas Thieme verwandelt mit aufgesetztem kleinbourgeoisen Ethos selbst ein Waterloo überzeugend zum Sieg. Brillant auch Michael Gwisdek, der mit „Rente forscht“ 27 Jahre nach den Posaunen von Leipzig sozialistischen Technikmumien neues Leben einhaucht, während Winfried Glatzeder als in die Jahre gekommene Romeo-Falle mit Charme, Charisma und schlechtem Russisch glänzend an der letzten großen Herausforderung seines Metiers scheitert.
Jürgen Prochnow als Reincarnation des Kalten Kriegers vom BND und seine attraktive Filmtochter 90-60-90 (Antje Traue) runden das ebenso perfekte wie unterhaltsame Klischee nicht nur optisch ab.
Alles in allem 90 Minuten kurzweilige Unterhaltung, die nach Fortsetzung schreit. Den Kollegen vom Feuilleton sei gesagt, dass es hier nicht um retrospektive Identitätsstiftung (Ostalgie), sondern einfach nur um Spaß geht, auch wenn über allem noch hör- und sichtbar der Geist des Unsichtbaren (Visiers) schwebt.

Das war mal wieder ein schlechter der schlechten Filme. Vom Drehbuch über die Schauspieler bis hin zum nervenden Gedudel im Hintergrund.

Also der Film ist irgendwie zwischen gut und schlecht. Die ersten 30 Minuten sind zum Teil ziemlich witzig, zumindest für den Ostteil der Bevölkerung sind die Witze verständlich. Danach flaut der Film leider ziemlich ab weil das Drehbuch nichts Originelles mehr hergibt. Die Schaupieler sind durchweg wirklich gut, aber gegen den etwas käsig geratenen Schlussteil können auch die nicht anspielen. Antje Traues Maße sind übrigens 92-62-88. Jedenfalls im Zustand für "Seventh Son". Da musste sie nach dem Superman Training, bei dem sie etwa 7 kg verloren hatte, laut Vertrag 8 kg zulegen, um "kurviger" zu werden. Das ist wohl etwa auch der Zustand bei den Kundschaftern.

Gibt es denn auch männliche Informantinnen?

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