Kritik zu Gayby Baby

Trailer englisch © Rise and Shine Cinema

2015
Original-Titel: 
Gayby Baby
Filmstart in Deutschland: 
23.06.2016
L: 
85 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Die australische Filmemacherin Maya Newell zeigt in ihrem Film »ganz normale«, normal nervige Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern

Bewertung: 3
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Nicht nur in Australien sind Kinder in gleichgeschlechtlichen Beziehungen immer noch ein höchst umstrittenes Thema und Hauptkampfplatz konservativer Ideologie. Filmemacherin Maya Newell hat als Tochter zweier lesbischer Mütter aber eher einen persönlichen Bezug zum Sujet. Und es war nicht ihr Groll auf eine verkorkste Kindheit, die sie in dieses Filmprojekt trieb, sondern der Wunsch, die schlichte Normalität des Regenbogenfamilienlebens zu zeigen. Dazu hat sie per Crowdfunding Geld gesammelt und in einem recht aufwendigen Casting-Verfahren vier australische Paare mit Kindern im Alter von elf bis zwölf Jahren ausgewählt.

Dabei haben die Helden – und eine Heldin – alle neben den für ihr Alter typischen Problemen noch zusätzliche Bürden zu tragen: Der junge Gus etwa kämpft mit zwei penetrant autoritären Übermüttern, die ihm mit dem Einsatz geballter Friedensmoral seine Leidenschaft für Wrestling miesmachen wollen. Matt muss mit der bizarren Situation klarkommen, dass sich seine in einer lesbischen Beziehung lebenden Erziehungsberechtigten ausgerechnet einer fundamentalistischen Kirche angeschlossen haben, die homosexuelle Elternschaft nicht akzeptiert. Ebony (das Alibimädchen im Film) lebt in einem praktisch wie mental übergriffigen Messie-Dauergewusel. Und Graham wurde adoptiert, als er mit fünf Jahren immer noch nicht sprechen konnte, und kämpft bis heute mit Leseschwierigkeiten. Zusätzlich versuchen seine Väter beim Umzug auf die Fiji-Inseln, ihren Sohn darauf zu trimmen, ihre Liebesbeziehung zu verheimlichen.

Eher schlimme Verhältnisse also. Und großer Stoff für konfliktsattes Dokukino, könnte man denken. Doch Regisseurin Maya Newell zielt daran präzise vorbei und hat aus ihren insgesamt 100 Stunden gedrehten Materials eher eine illustrierte Tonbild­plätscherschau gemacht, wo zwischen einigen beobachtenden Szenen die Kinder aus dem Off passgenau zusammengestutzte Kommentare zu mit Klimpermusik unterlegten Bilderstrecken abgeben. Dabei lassen sich auch einige inszenatorische Entscheidungen (etwa wenn Gus ausgerechnet in der Damenunterwäscheabteilung eines Kaufhauses gezeigt wird oder die schwulen Männer mit ihren Söhnen im Bett herumalbern) kaum anders erklären, als dass hier doch – vielleicht unbewusst – oft gehegten Vorurteilen Ausdruck gegeben werden soll.

Wenn Newell sagt, man müsse im Kino auch unvollkommene Regenbogenfamilien zeigen, hat sie sicherlich recht. Dennoch sollten die dann vielleicht nicht ganz so nervenzehrend sein wie die im Film gezeigten, die das Zielpublikum notgedrungen auf (gayby- und nicht-gayby) Familien begrenzen. Kinderlose dürften sich dankbar bestätigt fühlen, nicht in einer dieser bigotten, dauer­übergriffigen Autoritätsgemeinschaften leben zu müssen. Dazu kommen nicht wirklich thematisierte ernüchternde Einblicke in eine Welt, wo Zwölfjährige sich mit Castings für einen Schulplatz bewerben müssen und Lehrerinnen ihre Schulklassen im Chor Buchstaben aufsagen lassen. Beeindruckend, wie die Kids gegen alle Widrigkeiten durchhalten. Doch für einen Kinoauftritt ist das nicht genug.

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