Kritik zu Da Dog Show

Trailer OmeU © Verleih

2015
Original-Titel: 
Da Dog Show
Filmstart in Deutschland: 
06.10.2016
L: 
92 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Mittendrin und doch am Rand: Der Film von Ralston Jover erzählt von einem Mann, der sich in Manila als Hundedompteur durchschlägt und verzweifelt versucht, seine Famile zusammenzuhalten

Bewertung: 3
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Mit seiner Tochter Celia und dem halbwüchsigen Alvin lebt der alte Sergio (Lou Veloso) im Mausoleum einer reichen philippinischen Sippe auf einem Friedhof in Manila. Die Besitzer liegen längst unter der Erde, und nun will auch Sergio hier den Lebensabend mit seiner Familie verbringen – eine Perspektive, die seiner Frau offenbar nicht sehr attraktiv erschien: Sie ist mit dem jüngsten Sohn Eddie Boy (Micko Laurente) zu Verwandten in die ferne Provinz geflohen. Sergios Bestreben ist nun darauf gerichtet, wenigstens den Zehnjährigen wieder zu sich zu holen.

Aber nicht nur die Mutter hat die Flucht angetreten, auch die beiden verbliebenen Kinder versuchen, jedes auf seine Weise, diesem trostlosen Paralleluniversum zu entkommen. Die geistig zurückgebliebene und schon 27 Jahre alte Celia (Mercedes Cabral) kümmert sich zwar um ihren stets mürrischen Vater, träumt sich aber, versteckt in einem leeren Betonsarkophag, immer wieder in eine heile Welt von Jungmädchenfanta­sien hinüber. Der sechzehnjährige Alvin (Aljon Ibanez), gewissermaßen das Realitätsprinzip verkörpernd, sieht in der Bildung seinen Weg in ein besseres Leben, zu dem er unter anderem mit dem begehrten Smartphone Verbindung hält. Auf der Straße übernimmt er hin und wieder die Rolle des Hundedompteurs, um ein paar Münzen von den Passanten zu ergattern. Um den jüngsten Sohn zurückzuholen, machen sich die drei mit Hund auf den Weg in die Provinz.

Er wolle mit seinem Film »den vielen Underdogs der philippinischen Gesellschaft ein Gesicht und eine Stimme geben«, so Regisseur Ralston Jover. Hier sind es die Menschen, die auf dem riesigen Nordfriedhof von Manila Unterschlupf gefunden haben, sich mit dem Ausheben von Gräbern und anderen Tätigkeiten über Wasser halten und damit in der Hierarchie der Obdachlosen noch auf den oberen Rängen platziert sind. Die Geschichte von Sergio ist dem tatsächlichen Schicksal eines Mannes nachempfunden, dessen Kampf um seine Familie auf den Philippinen Furore machte und dessen Hunde es dabei zu Talkshow-Berühmtheit brachten. Regisseur Jover greift dieses Schicksal auf, ohne es exem­plarisch zu überzeichnen. »Da Dog Show« verzichtet auf die verbreiteten Effekte einer anklägerischen Ästhetik des Elends. Statt einen durchgängigen Spannungsbogen zu entwerfen, verfährt der Film eher impressionistisch und gibt seinen Schauspielern in langen Einstellungen die Möglichkeit, den Charakteren Authentizität zu verleihen.

Mit der Reise der Familie zur Verwandtschaft versucht Jover zumindest andeutungsweise, die Perspektive seines Films über den Horizont der Nekropole hinaus zu erweitern. Auch wenn es ihm erkennbar darum geht, die Würde seiner Protagonisten dadurch zu wahren, dass er sie weitgehend nur in ihrer Schattenwelt zeigt und nicht mit der Welt derer im Lichte kontrastiert, verzichtet er damit auf eine Lokalisierung der Geschichte in einem sozialen und politischen Kontext. So verbleibt sie, unterstützt durch die unaufdringliche Musik von Andy Hopkins, in einer Sphäre der Zeit- und Ortlosigkeit.

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