Kritik zu Sie nannten ihn Spencer

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Der Österreicher Karl-Maria Pold begleitet in seinem Dokumentarfilm zwei Fans des italienischen Schauspielers Bud Spencer, die sich auf die Reise nach Rom begeben, um ihr Idol persönlich zu treffen

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Um Bud-Spencer-Fan zu sein, muss man wahrscheinlich einer bestimmten ­Generation angehören, jener, die mit seinen Filmen in den siebziger und achtziger Jahren im Kino oder im Fernsehen aufgewachsen ist. Zu ihnen gehört auch der österreichische Filmemacher Karl-Maria Pold (Jahrgang 1981), dem mit seinem ersten Film gleich ein großer Wurf gelungen ist, ein Dokumentarfilm, der ebenso informativ wie unterhaltsam ist.

Pold hat dafür die Form eines Road Movies gewählt und begleitet zwei eingefleischte Fans bei ihrem Versuch, ihr Idol persönlich kennenzulernen. Bei Marketing-Manager Marcus (32) wurde nach einem schweren Ski-Unfall ein Genickbruch diagnostiziert, durch das Ansehen der Filme schöpfte er neuen Lebensmut; Jorgo (37) ist Bürokaufmann und von Geburt an blind, als Kind nahm er die Filme auf Kassetten auf und hörte sie immer wieder an, den Optimismus, den Bud Spencer in seinen Filmen verbreitet, hat er sich zu eigen gemacht.

Nachdem ein erster Versuch, Bud Spencer bei der Vorstellung seiner Autobiografie in Berlin zu treffen, fehlschlägt, lassen sie sich als wahre Fans nicht entmutigen: die beiden beschließen, nach Rom aufzubrechen und ihr Idol zu Hause aufzusuchen. Auf ihrer Reise dorthin treffen sie eine Reihe von ehemaligen Weggefährten, die einiges zu erzählen haben, darunter Sal Borghese und Riccardo Pizzuti (regelmäßige Gegner in den Spencer/Hill-Filmen) und Guido & Maurizio de Angelis (die als Duo »Oliver Onions« die Musik für viele Filme beisteuerten). Zu Wort kommen außerdem Terence Hill, Christian Heger (der 2009 ein informatives Buch über die Bud Spencer & Terence Hill-Filme veröffentlichte), der Filmkritiker Antonio Tentori und nicht zuletzt Rainer Brandt, verantwortlich für die Blödelsprüche der deutschen Synchronfassungen, die zu den gigantischen Kassenerfolgen beitrugen. »Ein Blonder und ein Blinder auf der Suche nach Bud Spencer«, der Satz auf dem Plakat stammt auch von ihm.

Dabei werden immer wieder Filmausschnitte mit Bud Spencer (& Terence Hill) mit der aktuellen Reise kombiniert, bei der die Frotzeleien zwischen Marcus & Jorgo zunehmend denen der Spielfilme ähneln. Unterstrichen wird das noch durch die Erzählerstimme von Thomas Danneberg (Synchronstimme von Terence Hill), dessen Text Rainer Brandt mit der zu erwartenden Schnoddrigkeit versehen hat.

Ein Film von, mit und für Fans, finanziert zum Teil durch Crowdfunding, als Übersetzer und hinter der Kamera wirkten viele von ihnen mit. Aber nicht nur ein Fan-Film: Dass der am 27. Juni 2016 verstorbene Carlo Pedersoli (so sein bürgerlicher Name) ein Multitalent war (elffacher italienischer Schwimmchampion, Wasserballeuropameister, Erfinder, Modedesigner etc.) kann man nachlesen, in seinen beiden Autobiografien (die es 2011/2012 auf die deutschen Best­sellerlisten schafften) oder in einem gerade erschienenen Band der Buchreihe »Reclam 100 Seiten«; die Demonstration der Doppelbackpfeife und anderer präzise getimeter Stunts aber muss man sehen.

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