Kritik zu Millionen

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Wer würde schon auf einen Millionenlottogewinn verzichten wollen? Fabian Möhrke zeigt in seinem Kinodebüt, dass es eine Überlegung wert wäre, nicht aus Aberglaube, sondern aus realistischer Einschätzung

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Selbst für die Wissenschaft ist es noch immer ein ungelöstes Rätsel: Macht Geld glücklich? In unregelmäßigen Abständen werden Untersuchungsergebnisse veröffentlicht, die die Frage abwechselnd mit »Ja« oder »Nein« beantworten. Unterdessen spielen Woche für Woche in Deutschland 20 Millionen Menschen Lotto. Es möchte eben jeder für sich die richtige Antwort finden.

In Fabian Möhrkes Kinodebüt »Millionen« füllt Torsten (Andreas Döhler) nur deshalb wöchentlich einen Schein aus, weil es in seinem Büro alle tun. Für das Ergebnis interessiert er sich wenig. Seine Kollegen machen mit lautem Vorlesen der Zahlen ein Ritual daraus. Und dann kommt der Tag, an dem er mit einem Blick auf seinen Zettel begreift, dass er alle Nummern richtig hat. 25 Millionen Gewinn. Die Kollegen haben es noch nicht gemerkt. Er macht die Tür zu seinem Büro zu, sitzt wie erschlagen ein Weilchen herum – und flieht dann aus dem Fenster.

Es ist dieser Fluchtinstinkt, von dem sich Torsten überwältigt findet, der den Film mit einem Schlag interessanter erscheinen lässt, als es die Synopsis »Ein Mann gewinnt im Lotto« je ahnen ließe. Statt Jubelgeschrei und Champagner – ein Nichtswieweg und WassollichbloßmitdemGeld. In wenigen Szenen davor hat der Film Torsten als jungen Familienvater mit gutem Job, guter Ehe, guten Freunden und frisch pubertierendem Sohn vorgestellt. Ein Leben, gut genug, dass es ihn sofort begreifen lässt, was anderen beim Traum vom großen Geld oft nicht in den Sinn kommt: dass Geld weder glücklich noch unglücklich, sondern einfach alles anders macht. Aber er mochte sein Leben!

Möhrkes Film ist ein realistisches Drama im feinsten Sinne des Wortes: präzis gezeichnet, zurückhaltend gespielt, bestechend in den psychologischen Einsichten, die der ganz normale Lauf der Dinge bietet. Statt mit dem Lottoschein auf Glücksforschung am eigenen Leib zu hoffen, kann man auch einfach in diesen Film gehen.

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