Kritik zu Independence Day: Wiederkehr

© 20th Century Fox

Sie haben es immer auf die Wahrzeichen abgesehen: Nach 20 Jahren lässt Roland Emmerich erneut Erdenhelden aller Art gegen angreifende Aliens antreten

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Geschlagene 20 Jahre hat es gedauert, bis »Independence Day« nun doch noch eine Fortsetzung bekommen hat, und trotzdem ist der mit dem Zusatz »Wiederkehr« versehene neue Film nun keines dieser 2016 omnipräsenten Sequels, auf die die Welt nicht gewartet hat. Im Gegenteil verwundert eher, dass es von einem der fraglos prägendsten und erfolgreichsten Blockbuster der 90er Jahre nicht schon viel früher einen zweiten Teil gegeben hat.

Lange hat Roland Emmerich, der keinen Hehl daraus macht, dass er Fortsetzungen nicht mag, sich bitten lassen, nun hat er beim Sequel doch lieber die Fäden in die Hand genommen, bevor es jemand anders tat. Mit Auszügen aus der gewissermaßen legendären Motivierungsrede von Präsident Whitmore (Bill Pullman) setzt der Film ein und gibt damit die Gratwanderung vor, die Emmerich zu meistern hat: Einerseits muss das Nostalgiebedürfnis jener Fans befriedigt werden, die damals staunend im Kino saßen, andererseits soll eine komplett neue Generation hinzugeholt werden.

Auf der Plotebene gelingt Emmerich und seinen Koautoren das erstaunlich gut. Pünktlich zum 20. Jahrestag des Sieges der Menschen im »Krieg von 1996« kehren die Außerirdischen zur Erde zurück und sinnen auf Rache. Zwar ist die Menschheit dank der dereinst einverleibten Alien-Technologie deutlich besser gewappnet als damals, doch auch die Feinde haben aufgerüstet und reisen mit einem Raumschiff an, dass jenes von damals wie ein Spielzeug wirken lässt. Um überhaupt eine Chance zu haben, ist jeder Einzelne gefragt: vom Expräsidenten Whitmore über David Levinson (Jeff Goldblum) und seinen Vater (Judd Hirsch) bis hin zum aus dem Koma erwachten Dr. Okun (Brent Spiner), aber auch eine neue Kampfpilotenheldengeneration um Will Smiths Filmsohn Dylan (Jessie Usher), Whitmores Tochter Patricia (Maika Monroe) und deren Verlobten Jake (Liam Hemsworth).

Wieder blicken weltweit Menschen in den sich verdunkelnden Himmel, die Münder offen vor Entsetzen. Wieder mischen sich Pathos und Wissenschaftskauderwelsch. Wieder ist überall Zerstörung angesagt. Dass das erfreulich viel Spaß macht, liegt daran, dass in »Wiederkehr« Humor groß geschrieben wird, anders als in den bedeutungsschwangeren Superheldenfilmen der letzten Zeit. Und vor allem daran, dass Emmerich das eigene Vermächtnis mit viel Selbstironie und Augenzwinkern aufbereitet, ob es nun um ein zu rettendes Hündchen geht oder um das Talent der Aliens, immer just die ikonischsten Wahrzeichen plattzumachen.

Nur der Wow-Effekt, dieses Gefühl der Überwältigung angesichts der nie zuvor gesehenen Spezialeffekte, die »Independence Day« zu einem solchen Meilenstein machten, will sich partout nicht mehr einstellen. In Zeiten, in denen dank CGI alles möglich ist, hat man auch schon alles gesehen – selbst das in die Themse stürzende Burj Khalifa löst bestenfalls wohlwollendes Achselzucken aus. Das macht die Fortsetzung letztlich doch nur zu einem Standard-Blockbuster unter vielen. Aber immerhin einem sehr unterhaltsamen.

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