Kritik zu Hockney

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Eine Künstlerbiografie, die in den Bildern von David Hockney spazieren geht und dadurch ein äußerst sympathisches Porträt eines der wichtigsten
britischen Gegenwartskünstler zeigt

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Er ist schon eine merkwürdige Erscheinung. Blond, mit runder schwarzer Hornbrille, gekleidet wie ein russischer Bauer. So, nach Aussagen eines engen Freundes, betritt David Hockney 1959 die Kunsthochschule, das renommierte Royal College of Art in London, das in den 60er Jahren dann zum Zentrum eines gesamtkulturellen Aufbruchs wurde. Ridley Scott zum Beispiel studierte dort ebenso wie zahlreiche Musiker der jungen Popszene Londons. Pop-Art – das war ein Label, das David Hockney angeheftet wurde, seine Abwehr war kraftlos, er hatte Wichtigeres zu tun. Sein Bild »We Two Boys Together Clinging« von 1961, nach einem Gedicht von Walt Whitman entstanden, war ein klares Statement für die Legitimität von Homosexualität. Erst 1967 wurde das Gesetz, das Homosexualität unter Strafe stellte, in Großbritannien abgeschafft. David Hockney war kein laut Protestierender, seine Kunst aber trug massiv dazu bei.

Randall Wright geht unaufgeregt und selbstverständlich damit um. Er interviewt Lebenspartner und Exfreunde und versucht, ein umfassendes Bild zu zeichnen. Der Film beginnt mit Dokumenten, Fotos und Bildern aus Hockneys Kindheit und Jugend im britischen Bradford in Yorkshire, der Stadt, die heute vor allem wegen ihres hohen Anteils indischer und pakistanischer Einwanderer berühmt ist. Die kleinstädtische Enge einer Arbeitersiedlung, in der Hockney mit vier Geschwistern aufwuchs, prägte seine Jugend. Ein Fluchtweg war die Malerei. Immer habe er einen Stift in der Hand gehabt, sagt seine Schwester heute, selbst auf dem Fahrschein im Bus habe er die Gesichter der Mitreisenden gezeichnet. Überhaupt: Hockneys Malerei. Wie in einem bunten Hain geht der Film in den Bildern spazieren, blendet das eine über das andere und das dann über die dargestellte Wirklichkeit. Vor allem Hockneys Swimmingpool-Serie, die bizarren Brechungen des Lichts im Wasser, das immer gleiche Sprungbrett und die klaren blauen Farben begeistern Randall Wright. Diese Bilder, zu denen Hockney zum Teil auch das Papier selbst schöpfte, bilden der Kern des Films und wohl auch des Werkes. Zwischen einer poppigen Gegenständlichkeit, bunten, perspektivisch verzogenen Landschaften und vollständig abstrakten Kompositionen gibt es sonst keinen einheitlichen Stil.

»Hockney« ist ein Film, der genau das einlöst, was der Titel verspricht. Er stellt einen Maler vor, ohne sich auf Thesen oder Tendenzen einzulassen. Er will so viel wie möglich zeigen, um diesem Ausnahmetalent der britischen Moderne gerecht zu werden. Und da David Hockney noch lebt, ist es keine Hommage, sondern ein sachliches Porträt, unstrittig im Material, vielfältig in der Aussage. Man lernt einen äußerst sympathischen Maler kennen, einen Menschen, der über seine Bilder zu uns spricht und wenig von dem offenbart, was sein Innerstes bewegt. Vielleicht ist er für eine reine O-Ton-Dokumentation etwas lang geraten, vielleicht vermisst manch einer eine eindeutige These oder kritische Einwände. Aber der Film präsentiert eine Künstlerpersönlichkeit, von der viele schon mal gehört haben, die aber nur wenige wirklich kennen.

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