Kritik zu Exhibition

© Fugu

2013
Original-Titel: 
Exhibition
Filmstart in Deutschland: 
11.12.2014
L: 
104 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Joanna Hoggs dritter Spielfilm handelt von einem Künstlerehepaar und dem Haus, in dem sie seit 18 Jahren wohnen

Bewertung: 3
Leserbewertung
5
5 (Stimmen: 1)

Zwei Menschen, ein Haus – das sind die Protagonisten in Joanna Hoggs drittem Kinofilm Exhibition. D und H sind ein Künstlerehepaar, gespielt von Viv Albertine, Musikerin und Filmemacherin, und dem Multimediakünstler Liam Gillick. Das Haus wurde 1969 von dem britischen Architekten James Melvin im Londoner Stadtteil Kensington gebaut. Dessen geometrische, klare Formen besitzen eine moderne Funktionalität, die an einen Bühnenaufbau erinnert, in ihrer kühlen Struktur aber auch bereits einen Hinweis auf die Beziehung der beiden Bewohner liefert. Zum Abendessen und zum Sex verabreden sich D und H über die Haussprechanlage, während sie sich in ihren getrennten Arbeitszimmern ihren Projekten widmen.

D arbeitet als Performerin, aber schnell wird klar, wie unwohl sie sich in ihrem Körper fühlt. Das Haus und ihre distanzierte Ehe verleihen ihrem Leben wenigstens etwas Stabilität. H, der die meiste Zeit des Tages vor dem Laptop verbringt und gelegentlich passiv-aggressive Züge zeigt, kann seiner Frau keinen emotionalen Halt bieten. Als er Überlegungen anstellt, das Haus, in dem die beiden seit 18 Jahren leben, zu verkaufen, verfällt D in eine Krise. Hogg deutet schon im Titel ihres Films die Performativität dieser Ehe an. Albertine hat sich in ihren bisherigen Arbeiten mit weiblicher Subjektivität und emanzipatorischen Rollenmodellen auseinandergesetzt, und auch D versucht, in der darstellenden Kunst einen Bezug zu sich und ihrer Umwelt herzustellen. Sexuelle Fantasien verwirklicht sie eher in ihrer Arbeit, die von den Bondage-Fotografien Nobuyoshi Arakis beeinflusst scheint. Der Sex mit ihrem Mann unterliegt hingegen einem gewissen, gar nicht mal lieblosen Pragmatismus.

Hogg untersucht die Mechanismen dieser Ehe aus großer Distanz. Viele Einstellungen sind durch Fenster oder Jalousien gefilmt, selbst bei Innenaufnahmen steht der Straßenlärm akustisch meist im Vordergrund. Einmal sitzt D als Gast in einem Auditorium und hört zu, wie sie und H auf dem Podium ihre gegensätzlichen Ansichten über ihre Ehe diskutieren. Schwierig gestaltet sich auch der Verkauf des Hauses. Es sei doch eher ein Künstler- als ein Familienhaus, bemerkt eine Bekannte des Ehepaars beim Dinner. Wenn am Ende kleine Kinder durch das offene Wohnzimmer springen, könnten die bösen Geister, die D heimsuchen, vielleicht schon auf die Jungfamilie übergesprungen sein.

Exhibition ist im Vergleich zu Hoggs letztem Film Archipelago äußerst reserviert. Die Regisseurin setzt das Melvin-Haus fabelhaft in Szene, die zentrale Wendeltreppe etwa mündet in den Fluchtpunkt eines runden Oberlichts mit Blick in den Himmel. Die geschmackvolle Inneneinrichtung fungiert dabei aber auch etwas zu offensichtlich als Metapher für eine mentale Krise der besser gestellten englischen Mittelschicht. Hogg findet eindrucksvoll komponierte Bilder für Luxusprobleme, die durch ihre kühle Inszenierung nicht gerade zur Identifikation einladen.

... Frank Arnold im Interview mit Regisseurin Joanna Hogg

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