Kritik zu Catch Me!

© Warner Bros. Pictures

Fünf Freunde wollen in Jeff Tomsics Komödie das Spielen einfach nicht aufgeben, auch wenn sie schon längst zu alt dafür sind

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Gibt es ein besseres Wort als »Fangen« für jenes kindliche Spiel, bei dem es darum geht, sich nicht berühren zu lassen, und wenn es doch passiert, dann muss man selbst die anderen erwischen? Offenbar nicht, weshalb Jeff Tomsics Komödie »Tag« auf Deutsch nun »Catch Me!« heißt. In dem ausgesprochen hochkarätig besetzten Film haben fünf Freunde bis in ihre Vierziger nicht aufgehört, das Fangenspiel für wenigstens einen Monat im Jahr zu spielen. In der ersten Szene bewirbt sich Hoagie (Ed Helms), eigentlich Tierarzt, um einen Putzjob im Unternehmen von Bob (Jon Hamm) – nur um diesen im richtigen Moment in entsprechender Verkleidung zu überraschen und zu »taggen«. Obwohl Bob sich mitten in einem Interview mit einer Reporterin des Wall Street Journal befindet, ist er augenblicklich bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um gemeinsam den nächsten Spielpartner, den Kiffer Chillie (Jake Johnson), »hereinzulegen«. Dann ziehen sie weiter zu Kevin (Hannibal Buress), der durch all die verdeckten Attacken seiner Freunde über die Jahre überaus misstrauisch gegen alles und jeden geworden ist, und zu viert, verstärkt von Hoagies Frau Anna (Isla Fisher) und der vom Thema faszinierten Wall-Street-Journal-Reporterin Rebecca (Annabelle Wallis) machen sie sich an die eigentliche Aufgabe: Jerry (Jeremy Renner) zu erwischen, den sie noch nie, das heißt seit über 30 Jahren, kriegen konnten. Jerry selbst ist überaus stolz auf diesen Rekord. Um ihn zu halten, hat er sogar darauf verzichtet, seine besten und ältesten Freunde zur ­eigenen Hochzeit einzuladen. Nun aber wittern die ihre Chance für gekommen.

Die jeweiligen Aktionen des Planens und Heranschleichens sind als Parodie auf Actionfilme inszeniert und mit viel ­Slapstick in Zeitlupe nur mäßig witzig. Überhaupt ist die ganze Idee so dünn, dass die unterschwelligen Themen geradezu aufdringlich hervortreten. Natürlich geht es ums Erwachsenwerden, dem sich die Fünf stellen müssen, wobei sie ihr Motto nicht aufgeben wollen, auch wenn sich herausstellt, dass es nicht, wie ursprünglich gedacht, von Benjamin Franklin ist: »Wir hören nicht auf zu spielen, weil wir alt sind, wir sind alt, weil wir zu spielen aufhören.« Und es geht um Freundschaft und das dem Fangenspielen innewohnende Paradox, dass sich die alten Freunde systematisch aus dem Weg gehen, wo sie doch eigentlich zusammenrücken sollten.

Dass der Film trotzdem streckenweise funktioniert, liegt einmal mehr an den Schauspielern, die mit temperamentvollem Übereinsatz (Isla Fisher), Talent zum trockenen Witz (Hannibal Buress) oder natürlicher Coolness (Jon Hamm) die gröbsten Schwächen ausgleichen. Dennoch fragt man sich als Zuschauer zwischendurch, wie es dazu kommen konnte, dass diese karge Drehbuchidee durchgewunken wurde. Die Antwort liegt so nahe, dass man kaum drauf kommt: »Catch Me!« basiert auf »wahren Begebenheiten«! Zur Beglaubigung sieht man am Ende einen Zusammenschnitt aus unscharfen Videos, auf denen erwachsene Männer – Fangen spielen.

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