Kritik zu Bad Spies

© Studiocanal

2018
Original-Titel: 
The Spy Who Dumped Me
Filmstart in Deutschland: 
30.08.2018
L: 
116 Min
FSK: 
16

Im Versuch, mehr Actionheldinnen ins Kino zu bringen, werden in dieser Buddykomödie zwei naive Freundinnen in einen Agentenkrieg geworfen

Bewertung: 2
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»Willst du sterben, ohne auch nur einmal in Europa gewesen zu sein?« Mit diesem Argument will Morgan ihre Freundin Audrey zu einer Kamikaze-Mission überreden. Audrey hat von ihrem Verflossenen Drew einen für den Weltfrieden entscheidenden USB-Stick bekommen, den sie in Wien einem Agenten überreichen soll. Dass Drew ein Geheimdienstkiller war, hat sie erst kurz davor in einer Schießerei erfahren. Audrey, eine missmutige Dreißigjährige, die an der Kasse eines Bioladens jobbt, und ihre quirlige Freundin Morgan fliegen also nach Europa, das sich bald als Minenfeld entpuppt. Die Agentenstory liefert die Rahmenhandlung für den Trip zweier naiver Freundinnen, in den wohl die Erfahrungen vieler US-Backpacker eingeflossen sind. So klappert das Duo in einer atemlosen Sightseeing-Tour Wien, Budapest, Prag, Berlin und Amsterdam ab, mit Hostels, Autos mit Gangschaltung, und mit sehr viel altem Gemäuer, das den pittoresken Hintergrund für Verfolgungsjagden und brutale Actionszenen bietet.

Diese Mischung aus Action und rabaukiger Frauenkomödie, von Regisseurin Susanna Fogel als "»Brautalarm« trifft James Bond" beschrieben, will nicht mehr sein als lockere Unterhaltung. Doch die angepeilte Leichtigkeit klappt nur stellenweise. Das liegt zum einen daran, dass auf witziges Wortgeplänkel todernste und im Handlungskontext zudem unnötige Morde folgen; für ein Lustspiel weist dieser Film zu viel ausufernde Gewalt auf. Und zum anderen, dass die Chemie zwischen den beiden weiblichen Buddys nicht stimmt. Dass die grüblerische Audrey – Mila Kunis meist melancholisch – die Busenfreundin einer Frau ist, die schon von weitem sichtbar den Stempel »Ärger« auf der Stirn trägt, ist wenig glaubhaft. »Saturday Night«-Komödiantin Kate McKinnon (»Ghostbusters«) ist als überdrehte Nervensäge oft zum Davonlaufen, treibt das Geschehen durch ihre anarchischen Kapriolen aber zugleich an.

Mehr unbekümmerte Anarchie hätte auch diesem Film gut getan. Regisseurin Fogel umarmt mit betontem Augenzwinkern die Klischees des Action- und Agentengenres und baut überdies eine unnötige romantische Verzweigung in Gestalt des Spions Sebastian – gespielt vom Frauenschwarm Sam Heughan aus der Serie »Outlander« – mit ein. Aber wenn die beiden Frauen jene verschworene Intimität, wie sie sich zwischen besten Freundinnen entwickelt, ausleben, fühlt man sich wie im falschen Film. So beschränkt sich der Spaß auf eine Handvoll Szenen, die mit Witz und Timing aus der disparaten Handlung hervorstechen. Fogel baut – das Label Frauenkomödie verpflichtet – etwa parodistisch gebrochene feministische Diskurse ein und präsentiert als cooles Idol des Duos eine Geheimdienst-Chefin, gespielt von Gillian Anderson, die durch bloßes Augenrollen Morgans Geplapper neutralisiert. Im Improvisieren sind Audrey und Morgan zwar große Klasse. Doch ob dieses Talent für die im Film angedeutete Fortsetzung ausreicht, scheint eher fraglich.

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