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"Warum musst Du aus allem ein Geheimnis machen?" (Frisch/Zehrfeld zu Bachmann/Krieps)
Nach dem Lesen mehrerer Besprechungen – auch der Ihren – habe ich den Verdacht, die Autorinnen und Autoren vieler Filmkritiken schauten sich vielleicht lediglich den Trailer an, lasen danach einige andere bereits veröffentlichte Rezensionen und fällten dementsprechend mehr oder weniger einmütig ein Urteil, etwa wie folgt: Margarethe von Trotta liegt mit "Ingeborg Bachmann – Reise in die Wüste" mindestens daneben, wenn nicht noch mehr! Hätte sie doch nur auf das Erscheinen des "Briefwechsel" Bachmann/Frisch Ende 2022 gewartet, wie man ihr im Laufe jenen Jahres nicht zuletzt beim Suhrkamp-Verlag selbst (auf Trottas Bitte um vorfristige Einsicht hin) geraten haben will. Und worin nun liegt die Regisseurin derart daneben? Sie hätte Bachmann irrtümlicherweise als "Opfer" dargestellt und Frisch als "Täter" – angeblich ein Klischee, was spätestens mit oben genannten Briefen als erledigt zu betrachten sei. Abgesehen davon, dass die Veröffentlichung besagten Briefwechsels gegen den ausdrücklichen Willen Ingeborg Bachmanns erfolgte, was sie zu Lebzeiten überaus deutlich machte, frage ich mich, ob ich vielleicht im falschen Film saß. Denn ich sah weder ein Opfer noch einen Täter, sondern zwei namhafte Künstler, Frau und Mann, die sich auf schöne Weise verliebten – und auf weniger schöne in dieser Liebe scheiterten, gerade als sie begann ernst zu werden. Er als Dichter auf der Suche nach Wahrheit, sie als Dichterin von Geheimnissen, welche sie bewahrt wissen wollte (s.o.). Wie kann das gut gehen? In der Literatur, in der Liebe oder irgendwo sonst? Natürlich war Max Frisch eifersüchtig, natürlich fühlte sich Ingeborg Bachmann unfrei. Na und – wer hätte sich nicht so gefühlt in ihren Rollen? Toll die Szene im Lokal, als er die Roman-Idee vom scheinbar Erblindeten (dem späteren "Gantenbein") erzählt, der durch solchen Trug das Wahre entdecken will. Und dann, auf erstaunte Rückfrage von Ingeborg Bachmann nach dem Sinn, diese selbst zitiert: "Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar!" Und das soll nichts mit Literatur zu tun haben, nichts mit Lebenstragik? Alles nur Schlagworte und Oberfläche? Sicherlich kann ein Film von 110 Minuten Werk und Vita zweier Schriftsteller kaum erschöpfend deuten, auch nicht hunderte ihrer Briefe. Da mögen sich durchaus Lücken auftun oder auch Schwächen zu finden sein. Näher indes kamen einem die beiden schon, wenigstens mir – jede und jeder halt auf ihre bzw. seine Art.

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