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Gerhard Midding

Wenn wir epd-Film-Autoren im Dezember nach unserer Lieblingsserie des zu Ende gehenden Jahres gefragt werden, muss ich regelmäßig passen. Anscheinend bin ich gegen den Serien-Hype immun. Ich bewundere natürlich die Kolleginnen und Kollegen, die immer den letzten und allerletzten Schrei kennen. Woher nehmen die nur die Zeit für all die Staffeln, die unbedingt gesehen werden wollen?

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Als die Deutsche Kinemathek am vergangenen Dienstag bekanntgab, welchen neuen Standort sie in einem Jahr beziehen wird, fiel die Nachricht einem bemerkenswerten Verdrängungswettbewerb zum Opfer. Auch ein endlich gelüftetes Geheimnis, über das in Berlin und anderswo eifrig gerätselt wurde, ist nicht dagegen gefeit, von der Meldung der Oscar-Nominierungen überschattet werden.

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Kressmann Taylor hat „Adressat unbekannt“ mit wuchtigem, unbestechlichem Minimalismus konstruiert; ihre Briefnovelle arbeitet konsequent mit der Aussparung und dem Vorenthalten von Informationen. Welches Genre würde diesem Konstruktionsprinzip im Kino am ehesten entsprechen? Der Thriller? Wenn ja, müsste er dann mit Suspense oder aber Überraschung operieren?

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Es gibt literarische Vorlagen, die sich strikt der filmischen Adaption entziehen. Der kurze Briefroman "Address unknown" (Adressat unbekannt) von Kressmann Tayler gehört allein schon dank seiner Konstruktion dazu. Er besteht aus nichts anderem als einer jüdisch-deutschen Korrespondenz, arbeitet mit kühnen Ellipsen: klaffenden Leerstellen, die einzig die lesende Phantasie füllen kann. Und nach einer dramatischen Wendung lässt sich das Entscheidende nur noch zwischen den Zeilen lesen.

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Es ist nicht unbedingt abendfüllend, Leuten beim Ausschlafen zuzuschauen. Bei Otar Iosseliani mochte das noch angehen, der hat dem Müßiggang eine eigene filmische Dringlichkeit verliehen. Jenseits von ihm jedoch verlangt das Kino nach Aktivität. Mithin ist das Wochenende keine aufgehobene, sondern aufgeladene Zeit.

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Seit ich Mitte Dezember den Eintrag "Kein Monstrum ist heilig" schrieb, hat sich eine Menge getan in Frankreichs Kinobranche. Der Fall Depardieu ist längst nicht ausgestanden. Er wäre fast zu einer Staatsaffäre geworden und hat auch sonst vieles in Bewegung gebracht. Eine Neuordnung zeichnet sich ab.

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An das Neue geht man nie voraussetzungslos heran. Die Neugier kann noch so überschäumend sein, man bringt immer etwas Vertrautes mit. Keine Carte blanche ist ganz weiß. Die Vergangenheit ist unentrinnbar, selbst im Aufbruch zu neuen Ufern.

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Das Feuerwerk ist ein Farbenrausch mit Ansage. In ihm verdichten sich Freude, Begehren, psychologische Spannungen oder auch Täuschung, Augenschein. Es zieht sämtliche Aufmerksamkeit auf sich. Sean Connery dient es in »Der große Eisenbahnraub« als ein Ablenkungsmanöver, in dessen Schutz er unbemerkt seinen Raubzug vorbereiten kann.

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Ich kann mich nicht erinnern, je in meinem Leben einen Feuerwerkskörper gekauft zu haben. Das habe ich immer den anderen überlassen. Vielleicht mag ich dann und wann einmal einen entzündet haben. Und da das Delikt verjährt ist, kann ich ruhig gestehen, dass ich Ende der 1970er Jahre in einer Silvesternacht an der Sprengung eines Straßenschilds in Schweicheln beteiligt war. Ich stand Schmiere und hatte meine helle Freude am Knall.

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Manche Kunstwerke entstehen, weil ihre Schöpfer alle Warnungen ignorieren, dass dies eigentlich unmöglich ist. Ein abendfüllender Spielfilm, dessen Budget nur 30000 Dollar beträgt Das war schon 1952 ziemlich unvorstellbar. Vor »Little Fugitive«, der seit gestern als Wiederaufführung in Kinos von Bamberg bis Wasserburg läuft, hatte es praktisch keine Independentfilme gegeben, die einfach so auf den Straßen New Yorks gedreht worden waren.