Kritik zu M3gan
Damit würde ein Wunschtraum vieler Eltern in Erfüllung gehen: eine intelligente lebensgroße Puppe, die dem Nachwuchs beste Freundin und Beschützerin zugleich ist. Ihr Name ist M3gan, eine künstliche Intelligenz, der die Fähigkeit 'Freundschaft' als zentrales Wesensmerkmal einprogrammiert wurde.
Für die junge Softwareentwicklerin Gemma ist M3gan, deren Produktpräsentation durch ihren Arbeitgeber, die Spielzeugfirma Funki's Purrpetual Pet's, unmittelbar bevorsteht und damit für entsprechende Nervosität in dem Hightech-Unternehmen sorgt, zugleich die Rettung aus einer prekären familiären Situation. Denn nach einem tragischen Verkehrsunfall hat sie das Sorgerecht für ihre kleine Nichte Cady übertragen bekommen. Die ist nach dem Tod ihrer Eltern vollkommen verstört und spricht nicht. Indem Gemma den Prototyp von M3gan als Spielgefährtin von Cady einsetzt, schlägt sie zwei Fliegen mit einer Klappe.
Dass bei M3gans Programmierung allerdings etwas schief gelaufen ist, wird bald deutlich: 'Freundschaft' versteht M3gan in dem Sinne, dass sie ihren menschlichen Schützling gegen alle potenziellen Gefahren wehrhaft zu verteidigen hat. Das bedeutet, bedrohlich wirkende Vier- und Zweibeiner (wie die Nachbarin und ihren Hund) in die Schranken zu weisen – und gegebenenfalls für immer aus dem Verkehr ziehen.
Mörderische Puppen ziehen sich durch die Geschichte des phantastischen Films, erinnert sei nur an die Bauchrednerpuppe in einer Episode des britischen Klassikers »Dead of Night« (1945, Traum ohne Ende). Mit »Puppetmaster«, »Chucky« und »Annabelle« etablierten sie sogar eine Reihe von Franchises. In denen ging es oft übernatürlich zu – »M3gan« dagegen ist geerdet, greift mit überlasteten Erziehungsberechtigten, die verzweifeln an der ununterbrochenen Aufmerksamkeit und Fürsorge, die ihr Nachwuchs verlangt, ein reales Problem auf, weiß aber gleichzeitig auch ironische Akzente zu setzen, angefangen mit einem Werbespot für pelzige Freunde, die lebensecht wirken und auch Laute von sich geben, deren Gebrauchswert für Kinder und deren Eltern dann mit M3gan in eine neue Dimension getrieben wird. Allison Williams (die verräterische Freundin des Protagonisten in Jordan Peeles »Get Out«) überzeugt als zwischen wissenschaftlichem Forschungsdrang und familiären Verpflichtungen hin- und hergerissene Spieleentwicklerin, Violet McGraw als deren traumatisierte Nichte.
Fans von »Chucky – Die Mörderpuppe« dürften eher enttäuscht sein, ist der bodycount hier doch geringer und wird eher dezent in Szene gesetzt. Dafür funktioniert der Film auf einer emotionalen Ebene, wenn Cadys Trauer über den Verlust der Eltern von M3gan aufgegriffen und eigensinnig interpretiert wird (und sie es dabei auch noch schafft, die Zuschauer ein Stück weit auf ihre Seite zu ziehen, da einige ihrer Opfer wenig sympathisch sind).
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