Hollywood-Komponist James Horner stirbt bei Flugzeugabsturz

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Foto: © Hollywood in Vienna / Alfonso Hierro-Delgado

Am Montagmorgen ist die Maschine des Filmkomponisten und Hobbypiloten James Horner über Kalifornien abgestürzt. Eine Person befand sich an Bord, die den Absturz nicht überlebte. Bisher ist sein Tod von offizieller Seite nicht bekanntgegeben. Doch hat das Branchenmagazin Variety bestätigt, dass es sich bei dem verunglückten Piloten um James Horner gehandelt hat. Seit dem Crash gilt der 61-jährige Komponist laut seinem Anwalt Jay Cooper als vermisst. Horners Assistentin schrieb auf Facebook: "We have lost an amazing person with a huge heart, and unbelievable talent. He died doing what he loved." Nun trauern Freunde, Kollegen und Fans auf der ganzen Welt.

In Bezug auf seine Arbeit beschrieb sich James Horner oft als impressionistischen Maler, der mit Orchesterfarben das ausmalt, was das Bild allein nicht sagen kann. Er komponierte die Musik zu mehr als 150 Film- und Fernsehproduktionen, darunter die größten Blockbuster der letzten 30 Jahre. Nur 48 Stunden (1982), Der Name der Rose (1986), Willow (1988), Legenden der Leidenschaft (1994), Braveheart (1995), Titanic (1997), Troja (2004), Avatar (2009) – All diese Filme wären ohne die Musik von James Horner nicht denkbar. Als klassisch ausgebildeter Komponist war die Bannbreite seiner musikalischen Textur vielseitig. In seinem Stil vermischten sich klassisch-sinfonische Orchesterklänge mit elektronischen Sounds und folkloristischen Tönen.

Vom Billigsten zum Teuersten. Seine ersten Anfänge machte Horner in der Talentschmiede des B-Movie-Königs Roger Corman als Komponist für Die Frau in Rot (1979) und Sador - Herrscher im Weltraum (1980). Durch seine Arbeiten für die Sci-Fi-Fortsetzungen Star Trek II: Der Zorn des Khan (1982) und Aliens - Die Rückkehr (1986) gelang ihm der große Durchbruch. Seither arbeitete er wiederholt mit namenhaften Filmemachern zusammen, unter ihnen Walter Hill, Jean-Jacques Annaud, Mel Gibson, Wolfgang Petersen und Joe Johnston. Seine größten Erfolge feierte er allerdings mit der Musik, die er für die Corman-Protegés Ron Howard (Willow, Apollo 13, A Beautiful Mind) und James Cameron (Titanic, Avatar) geschrieben hatte. Im Laufe seiner Karriere gewann Horner sechs Grammy Awards, drei Golden Globes und zwei Oscars. Seine Musik zu Titanic brach alle Rekorde als das am meisten verkaufte Soundtrack-Album aller Zeiten – mit 27 Millionen verkauften Kopien weltweit.

Mit dem Kopf in anderen Welten

James Horner wurde 1953 in Los Angeles geboren als Sohn des Wiener Bühnenbildners Harald Horner, der zusammen mit Max Reinhardt Mitte der 1930er nach Hollywood emigrierte. Seine frühen Jahre verbrachte James Horner an dem Royal College of Music in London. Nach seinem Bachelor-Abschluss in Musik an der University of South California studierte und unterrichtete er Musiktheorie und Komposition an der University of California, Los Angeles. Seit seiner Ausbildung befand sich James Horner nach eigenen Aussagen stets mit dem Kopf in anderen musikalischen Welten, ließ Bach und Co. am College liegen, um sich im praktischen Studium mit György Ligeti in Hamburg auf der Suche nach neuen Klangräumen zu begeben. Zum Film kam er eher zufällig. Als er für das American Film Institute einen Studentenfilm vertonen sollte, verliebte er sich schlagartig in die ihm bisher fremde Welt der Filmmusik.

Der weite Ozean in Titanic, die schottischen Highlands in Braveheart, das hitzige Klima Mexikos in Die Maske des Zorro (1998) – Eines von James Horners größten Talenten bestand darin, Filmräume zum Erklingen zu bringen. Passend zum Bühnenbildner-Beruf seines Vaters sah sich der Hollywoodkomponist als Maler musikalischer Gemälden. Seine Kompositionen bedienten sich einer besonders ausdrucksstarken Klangpalette, um den Gefühlskonflikt des Filmdramas zu veräußerlichen. So arbeitete er über ein Jahr an seiner Komposition für Avatar; in Zusammenarbeit mit einer Musikethnologin kreierte er für das außerirdische Volk der Na’vi eine eigene Musikkultur. Für Horner war es vor allem die Klangfarbe der Musik und nicht unbedingt ihre eingängigen Melodien, die den Zuhörer emotional bewegte. Deshalb war ihm bei seiner Kompositionsarbeit die richtige Instrumentierung und Orchestration besonders wichtig. Daher schrieb er die Orchestrationen für seine Filmscores allesamt selbst, statt sich, wie in Hollywood üblich, die Arbeit von Orchestrierern abnehmen zu lassen.

Filmmusik war für Horner ein zutiefst privates, intimes Geschäft. Wenn er komponierte, zog er sich ganz in seine eigene Welt zurück. Jeder seiner Scores hat sein eigenes Leben. Und doch verbindet sie eine gemeinsame, wiedererkennbare Handschrift. James Horner hatte sich über die Jahre eine eigene Musiksprache angeeignet, in der gewisse Rhythmen, keltisch klingende Instrumente und ein markanter Bläsereinsatz immer wieder zum Einsatz kamen. Darüber hinaus arbeite Horner oft mit anerkannten Sängern zusammen und war ebenso für seine eingängigen Filmsongs berühmt. Neben der preisgekrönten Titanic-Hymne My Heart Will Go On zählen Somewhere Over There aus Feivel, der Mauswanderer (1986) und If We Hold On Together aus dem von Steven Spielberg produzierten Zeichentrickfilm In einem Land vor unserer Zeit (1988) zu seinen bekanntesten Songs.

Ab einem gewissen Punkt in seiner Karriere genoss Horner den Vorteil, sich seine Aufträge aussuchen zu können. Er nahm nur ein Projekt an, wenn er sich mit dem Filmemacher verstand und er eine emotionale Bindung zum Film aufbauen konnte. So komponierte er aus Sympathie für Marc Webb die Filmmusik zu Sonys The Amazing Spider-Man (2012), doch überließ er die Vertonung von The Amazing Spider-Man 2 (2014) seinem Kollegen Hans Zimmer, da er die Fortsetzung für schrecklich hielt. Mit dem Sportler-Drama Southpaw (2015) von Antoine Fuqua wird ab dem 20. August die letzte Filmmusikarbeit von James Horner in den deutschen Kinos zu hören sein. Horner verstarb am 22. Juni im Alter von 61 Jahren.

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