Kritik zu Wir sind Champions

© Concorde Filmverleih

Javier Fessers muntere Inklusionskomödie war in Spanien ein immenser ­Kassen­erfolg. Sie erzählt von einem hochmütigen Basketballtrainer, der zu gemeinnütziger Arbeit in einem Sportklub für Behinderte verurteilt wird

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Was hätte wohl aus Marco werden können, wenn er, sagen wir einmal, 30 Zentimeter größer wäre? Gut möglich, dass sich sein Traum erfüllt hätte, ein erfolgreicher Basketballprofi zu werden. Fürwahr, an Ehrgeiz und Angriffslust fehlt es ihm nicht. Die Frage jedoch, ob er den nötigen Teamgeist entwickelt hätte, lässt sich nicht so leicht bejahen.

Mit seinen rund 160 Zentimetern hat es Marco (Javier Gutiérrez) immerhin zum Zweiten Trainer einer Basketballmannschaft gebracht. Aber leider ist er kein ausstehlicher Zeitgenosse geworden. Als wir ihn kennenlernen, verspottet er den Mitarbeiter des Ordnungsamts, der ihm ein Strafmandat fürs Falschparken ausgestellt hat. Beim Spiel seines Teams sabotiert er lautstark die Strategie des Ersten Trainers, woraufhin der Verein ihn feuert. Dann schnappt ihn die Polizei, als er volltrunken am Steuer sitzt. In der Haut der Beamten möchte man nicht stecken. Seine Unverschämtheit findet noch kein Ende, als er an eine Richterin gerät, die ihn zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Die ganze Zeit über fragt man sich, wie es seine Ehefrau so lange an seiner Seite aushalten konnte. Hier bleibt der Film erst mal die Antwort schuldig, denn sie hat ihn vor die Tür gesetzt. »Wir sind Champions« ist eine jener Komödien, deren Protagonist zugleich sein eigener Widersacher ist.

Selbstverständlich wird ihm im Verlauf der Handlung eine gehörige Lektion erteilt werden. Seine Strafe muss Marco in einem Sportverein für geistig Behinderte ableisten. Dem Leiter kommt der missmutige Trainer gerade recht, denn es steht eine Landesmeisterschaft an. Für den arroganten Schnösel ist die neue Aufgabe eine einzige Zumutung. Aussichtslos scheint sie überdies, denn der bunte Haufen stellt sich denkbar ungeschickt an. Vorerst ahnen nur wir Zuschauer, wie heilsam diese Sisyphusarbeit für Marco sein wird.

Auch Regisseur und Koautor Javier Fesser muss erst ausprobieren, da ähnelt sein Film dem französischen »Liebe bringt alles ins Rollen« in auffälliger Weise. Eingangs fällt das noch unentschieden aus, mit einem dummen (der ersten, spöttischen Totalen der Mannschaft) und einem hübschen Gag (»Schriftsteller in Rollstühlen?« fragt Marcos Mutter ungläubig, als er ihr berichtet, er arbeite nun mit »intellektuell Behinderten«). Rasch findet Fesser aber zu einer Leichtigkeit, die sich ins Schlepptau nehmen lässt von seinem munteren Ensemble. Marcos Schutzbefohlene bewältigen ihren Alltag nämlich prächtig; wie sie sich im Berufsleben behaupten, verdichtet der Film zu einer unkomplizierten Reflexion über Begabung und Würde. Eine zentrale Rolle spielt dabei Marin (Jesús Vidal), dem Marco schon in der Auftaktszene mit dem Strafmandat begegnete und dessen Klugheit er schätzen lernt. Vielleicht erzählt »Wir sind Champions« ja auch etwas über ein Selbstverständnis, welches das spanische Publikum gern im Kino bestätigt sieht: Es ist eine Hommage an Außenseiter, die ihre vermeintlichen Schwächen in Stärken verwandeln. Auf jeden Fall entführt er in eine Welt, in der sich die Verlierer mit den Siegern freuen können.

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