Kritik zu Käpt'n Säbelzahn und der Schatz von Lama Rama

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Seeräuber können positive Helden sein: Mit Käpt’n Säbelzahn kommt nun eine der populärsten Kinderbuchfiguren Skandinaviens in die Kinos

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Weiß geschminkt und mit langer schwarzer Lockenperücke sieht der Pirat Käpt'n Säbelzahn aus wie ein feudaler Fürst, dem seine Untertanen huldigen. Und so ist es auch, Säbelzahn wird von der Bevölkerung des Küstendorfs Abrahafen mit Hochrufen empfangen, wenn er mal wieder von seinen Raubzügen zurückkehrt. Nichts wünschen sich die Jungen im Ort sehnlicher, als auf der »Dark Lady« als Schiffsjunge anzuheuern. Der junge Pinky, ein Waise, dessen Vater ebenfalls zur See gefahren ist, will das Auswahlverfahren zum nächsten Decksjungen unbedingt gewinnen, er kann allerdings nicht einmal schwimmen. Er hat Wichtigeres zu bieten – Pinky ist mutig und schlau, schlauer als alle Piraten zusammen. Neben Säbelzahns Mannschaft existiert noch eine rivalisierende Piratencrew, die das stolze Schiff Säbelzahns kapert. Der nimmt sofort die Verfolgung auf, und alle Seeräuber enden auf der Insel ihrer Träume – Lama Rama –  wo es einen großen Schatz zu rauben gilt. Hier herrscht der sehr lustige König Rufus mit allerlei Faxen und selten gesehenem Frohsinn, dessen Bruder allerdings nach dem Thron schielt. Guter Herrscher gegen bösen Widersacher, gute Piraten gegen niederträchtige Piraten, darauf könnte man die weitere Entwicklung der Geschichte reduzieren, in deren Fortlauf Pinky für mehrere entscheidende Wendungen verantwortlich ist.

Nicht nur in Norwegen, sondern in ganz  Skandinavien ist Käpt'n Säbelzahn bei den Kindern durch Bilderbücher, PC-Spiele, Fernsehserien, einen Animationsfilm (2003) und sogar einen Freizeitpark bekannt und folglich dort eine der bekanntesten Figuren. Daraus resultierte der enorme Erfolg des Films in Norwegen. Für uns, des Piraten Unkundige, muss sich Säbelzahn zunächst einmal erschließen und unser Herz gewinnen. Das gelingt ihm mit dieser Inszenierung aber leider nicht. Die Figur bleibt blass und ohne eigenes Profil, weder gefährlich noch couragiert dümpelt er nun über den Fjord zu uns herüber. Und Pinky, der junge Held, hat nicht wirklich ein Gegenüber, mit dem er sich auseinandersetzten muss – er bleibt ebenfalls profillos. Die interessanteste Figur ist der drollige König, bei dem man sich nicht sicher sein kann, ob er nicht ganz einfach verrückt ist. Aber seine Botschaft – Geld macht nicht glücklich – widerlegt sich selber, da er schließlich eine gigantische Schatzkammer besitzt. Mit diesem Reichtum im Rücken fällt so eine Haltung natürlich leicht.

Die norwegische Kinderfilmproduktion hat sich bisher zumeist auf bekannte Kinderfiguren konzentriert, zuletzt kam in den deutschen Kinos Doktor Proktor heraus, der gerade auf die Fertigstellung seines zweiten Teils wartet. Aber Säbelzahn fällt sowohl gegen diesen als auch gegen ältere Produktionen wie die Knerten-Filme ab. Auch der Versuch, die Figuren ge-gendert mit Piratinnen und Schiffsmädchen zu besetzen, rettet die Geschichte nicht wirklich, und so scheitert Käpt'n Säbelzahn als leiser Abklatsch zwischen Wickie und Fluch der Karibik leider auf der ganzen Linie.

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