DVD-Tipp: Die Rückkehr der Werwölfe

Das Jahr 1981 war das Jahr des Werwolfs. Im Abstand von vier Monaten starteten in den USA zwei Filme, die dieser Untergattung des Horrorfilms, die nach dem »Wolf Man« (1941) und seinen direkten Nachfolgefilmen bei Universal eher sporadisch im Kino aufgetaucht war, neues Leben einhauchten und heute als moderne Klassiker gelten: Joe Dantes »The Howling« (Das Tier) und John Landis' »An American Werewolf in London« (American Werewolf). Beide verknüpften den Schrecken mit Humor, Dantes Film zog gleich sechs Nachfolgefilme (plus zwei Reboots) nach sich.

Sein Drehbuch, geschrieben von John Sayles, beschreitet neue Wege in Gestalt eines Therapeuten (Patrick Macnee), der das Überleben durch Anpassen propagiert, doch sein Experiment in einer Kolonie, die auf Selbsthilfeansätze vertraut, schlägt fehl, die Werwölfe möchten ihre Reißzähne wieder in menschliche Nacken schlagen statt in die eigens gezüchteter Kühe. »The Howling« ist der Film eines Fans, der Gleichgesinnte mit Namensgebung und Zitaten erfreut. Die mehrminütige – ungeschnittene – Transformationssequenz hat durch ihre Länge etwas Demonstratives, ist aber (in der Zeit vor computergenerierten Effekten) schon eindrucksvoll. Und die finale Großaufnahme der Protagonistin, einer TV-Ansagerin, die sich vor den Augen der Fernsehzuschauer in einen Werwolf verwandelt, eine Träne im Auge, geriet höchst anrührend.

Für den Nachfolgefilm wurde diese Szene nachgedreht und verliert dadurch ihre genuine Tragik. Regisseur Philippe Mora erzählt im Audiokommentar, er habe sich Joe Dantes Film bewusst nicht angesehen und wollte etwas Neues schaffen. Dafür beherzigte er den Rat des Produzenten John Daly: »Go totally over the top!« So tritt Christopher Lee als Werwolfexperte gegen Sybil Danning als Werwolfkönigin Stirba an, wir erleben eine Punkcombo, eine Werwolforgie und eine Sexnummer zu dritt, bei der sich die Beteiligten in Werwölfe verwandeln. Mora konnte das nicht ernst nehmen, der Zuschauer darf es nicht ernst nehmen.  

Passend zu diesen restaurierten Werken erlebt in diesem Monat ein neuer Werwolffilm seine (DVD-)Premiere. »Werewolves Within« basiert auf dem gleichnamigen Videospiel und ist angesiedelt in der winterlichen amerikanischen Provinz, in der ein nicht gerade selbstbewusster junger Schwarzer seinen Job als Ranger eintritt. Wer hier Tiere und Menschen attackiert, ist nicht zu sehen, aber eine Wissenschaftlerin zieht Rückschlüsse aus der Analyse der Haare an den Tatorten. Die Einwohner verdächtigen sich gegenseitig, viele hätten jedenfalls gute Gründe zu morden. Der Suspense allerdings hält sich in Grenzen – dass Werwölfe Zombies ablösen als beliebteste Monster der Gegenwart, dürfte diesem Film jedenfalls nicht gelingen.

»Werewolves Within« verfügt über keinerlei Extras, die beiden anderen Filme dagegen sind gut ausgestattet. Auf »The Howling« gibt es ein neues Interview mit Joe Dante, der seine Karriere Revue passieren lässt (21 Min.); die für die DVD-Veröffentlichung 2003 von Kinowelt eigens erstellte Dokumentation »Welcome to Werewolfland« (51 Min.) findet sich jetzt allerdings nur noch auf der Blu-ray.

»The Howling 2« bietet die Extras der britischen Veröffentlichung von Arrow Films, nämlich zwei Audiokommentare: der erste mit Philippe Mora (der Interessantes, zumal über den Dreh hinter dem Eisernen Vorhang, in Prag, und über die wegen des geringen Budgets notwendige Improvisation zu erzählen hat), der zweite mit Komponist und Editor. Hinzu kommen drei Interviews (46 Min.) und die 78-minütige Dokumentation »Scream Queens«, in der auch Sybil Danning zu Wort kommt.

Filmausschnitte sind darin äußerst knapp gehalten, nach einem eher zähen Anfang hört man den Darstellerinnen allerdings gern zu, wenn sie auf ihre Karrieren im Exploitation-Geschäft zurückblicken und sich durchweg als starke Persönlichkeiten zeigen.

The Howling USA 1980, R: Joe Dante. Anbieter: Studiocanal. 

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

The Howling 2 USA 1984. R: Philippe Mora. Anbieter: Koch.

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)

Werewolves Within USA 2020. R: Josh Ruben. Anbieter: Eurovideo, VÖ: 17. Februar 2022

Bestellmöglichkeit (DVD/Blu-ray)