Kritik zu Made in China

© Neue Visionen Filmverleih

Frédéric Chau (»Monsieur Claude«), agiert in dieser Tragikomödie als Reiseführer ins Pariser »quartier chinois« und in die Gefühlslagen einer bis vor kurzem unsichtbaren Minderheit

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Frédéric Chau ist als »Quotenasiate« im Schwiegersohnquartett der beiden »Monsieur Claude«-Komödien bekannt geworden. In Frankreich ist er auch als Stand-up-Komiker ein Begriff und gilt zudem als Sprachrohr der asiatischen Community. Wegen einer Häufung von Überfällen auf Chinesen traten die bis dahin quasi unsichtbaren Einwanderer 2016 erstmals in einer Großdemonstration gegen antiasiatischen Rassismus und die Untätigkeit der Polizei aus dem Schatten. Chau inszenierte damals einen Unterstützerclip, in dem er beklagte, dass die als reich geltenden Chinesen zur Zielscheibe krimineller Banden würden.

Diese Probleme jedoch spart Chau – anders als in »Monsieur Claude 2«, in dem der Schwiegersohn auch aus Angst vor anti-asiatischer Kriminalität die Auswanderung plant – nun aus. Seine Tragikomödie, ein Herzensprojekt, ist stattdessen vom Bemühen durchzogen, die Welt der chinesischen Minderheit zu erklären. Sein mit Regisseur Abraham verfasstes Drehbuch wirkt autobiografisch inspiriert. Chau spielt den Fotografen François, der angesichts der bevorstehenden Geburt seines ersten Kindes von seiner französischen Freundin dazu ermuntert wird, sich endlich mit seinem Vater auszusöhnen. In Expeditionen mit seinem Kumpel, Fahrlehrer Bruno, in das durch seine Hochhauskulisse unverkennbare »quartier chinois« im 13. Arrondissement begegnet er lieben Verwandten – und versöhnt sich auch mit seiner Herkunft, obwohl er jahrelang »französischer als die Franzosen« sein wollte.

Der rustikale Bruno, gespielt von »Monsieur Claude«-Schwiegersohn Medi Sadoun, dient als komödiantischer Sidekick, der, mehr ungeschickt als rassistisch, bei seinem Werben um François' Jugendfreundin exemplarisch ins Fettnäpfchen tappt. Chau selbst bedient in Vorwärtsverteidigung ­Chinesenwitze, wenn er – »Spiel den Chinesen!« – in Mickymaustonlage Strafzettel schwenkende Polizisten vergrämt. Sich seines äußerlichen Andersseins und der Vorurteile überbewusst, ist François stets auf der Hut. Das gibt Comedian Chau die Gelegenheit zu wortwitziger Rhetorik, mit der er, perfekt integriert, die Anstrengung der ständigen Anpassung deutlich macht. Auch das Essen – »Hund!« – ist ein Thema, ebenso der Druck, den ehrgeizige Väter auf ihren Erstgeborenen ausüben, der verdrängte Schmerz der einstigen Kriegsflüchtlinge aus China, Laos, Vietnam und Kambodscha – Chaus Eltern etwa flohen vor den Roten Khmer. Mit viel Fingerspitzengefühl spielt Chau die emotionalen Schieflagen einer doppelten kulturellen Identität durch, die aber letztlich auch durch den Stolz auf die prosperierende Gemeinde gestützt wird. Dennoch fehlt es vor allem dem Vater-Sohn-Konflikt an glaubwürdiger Dramatik, was durch konstruierte Drehbuchwendungen verschlimmbessert wird. So beeinträchtigt der Rückgriff auf lahme Déjà-vus auch das Vergnügen an dieser ansonsten einnehmenden Hommage an eine Minderheit – die bisher, »introvertiert und diskret«, so Chau, eher wenig komödiantische Reibungsflächen zu bieten schien.

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