Kritik zu Die Frau in Gold

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Die wahre Geschichte der Holocaust-Überlebenden Maria Altmann, die gegen den Staat Österreich wegen der Rückgabe von Gemälden klagte, die ihrer Familie von den Nazis geraubt worden waren

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»Sie gehört zu Österreich!« So die einhellige Auffassung von leitenden Museumsleuten, aber auch vieler Österreicher. Die Rede ist von der »Goldenen Adele«, 1907 von Gustav Klimt gemalt und bis 2006 eines der Prunkstücke der Gemäldesammlung von Schloss Belvedere in Wien. Dann jedoch sprach, nach jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen, ein Schiedsgericht den rechtmäßigen Erben der Familie Bloch-Bauer dieses und vier weitere Klimt-Gemälde zu, die ihnen von den Nazis geraubt worden waren.

Bereits 2007 in dem britischen Dokumentarfilm Stealing Klimt thematisiert, wurde daraus jetzt ein Spielfilm, der die juristischen Auseinandersetzungen der jüngeren Vergangenheit mit zahlreichen Rückblenden in die Zeit um das Jahr 1938 erzählt, als die Familie nach dem »Anschluss« Österreichs zunehmend unter Druck gerät. Besonders in diesen Szenen operiert Regisseur Simon Curtis, wie schon in seinem Regiedebüt My Week With Marilyn, an der Schnittstelle zwischen Fakt und Fiktion. Dabei gelingen ihm einige in ihrer Verknappung eindringliche Momente, etwa der dokumentarisch wirkende Umzug der Nazis durch Wien, der sich – durch eine Kamerabewegung, die am Ende die Protagonisten der Spielhandlung erfasst – als nachgestellt erweist.

Leider setzt das Drehbuch aber letztlich ganz aufs Emotionale und auf eindeutige Identifikationen. Dazu gehört etwa, dass Helen Mirren, die sonst doch eher durch Understatement überzeugt, ihre Figur hier geradezu überzogen smart spielt. Stets glänzt sie mit spitzen Bemerkungen und forschem souveränen Auftreten.

In seiner Konstruktion als Roadmovie, in dem ein jüngerer, abgeklärter Mann eine ältere Frau begleitet, deren Vergangenheit aufgewühlt wird, erinnert der Film an Stephen Frears’ Philomena. Doch mangelt es den beiden Figuren in Die Frau in Gold an Komplexität. Hier ist alles Konstrukt: der junge Anwalt Randol Schoenberg (Ryan Reynolds) ist zwar der Enkel des Komponisten Arnold Schoenberg, aber er interessiert sich nicht für die Vergangenheit, sondern muss sich täglich überlegen, wie er seine Familie ernähren kann, zumal seine Frau gerade das zweite Kind erwartet. Die Österreicher der Gegenwart sind – mit Ausnahme eines von Daniel Brühl verkörperten investigativen Journalisten – allesamt unsympathische Figuren, vom »Mann auf der Straße«, der meint, jetzt müsse man die Vergangenheit doch einmal ruhen lassen, über den Museumsdirektor (Justus von Dohnányi), die Mitarbeiter des Verwaltungsapparates bis hin zur Kultusministerin selber.

Zwischen der Weltpremiere bei der Berlinale und dem Kinostart wurde der Film leicht gekürzt: dem fiel praktisch der – sowieso schon kurze – Auftritt von Moritz Bleibtreu als Klimt zum Opfer. »Austria – da will ich mit meiner Tochter auch einmal hin, sie liebt Kängurus«, sagt einmal ein amerikanischer Staatsbediensteter. So sieht der Film offenbar seine Zielgruppe.

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