Kritik zu Das Belko Experiment

© Kinostar

2016
Original-Titel: 
The Belko Experiment
Filmstart in Deutschland: 
15.06.2017
L: 
89 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Mitarbeiter einer Firma finden sich eingeschlossen und mit der Aufforderung konfrontiert, sich gegenseitig umzubringen. »Wolf Creek«-Regisseur Greg McLean verbindet Slasher-Film und provozierendes Gedankenexperiment

Bewertung: 3
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Zuerst halten es die 80 amerikanischen Mitarbeiter der Firma Belko für einen schlechten Witz, doch spätestens wenn sich vor alle Fenster des achtstöckigen Firmengebäudes, abseits gelegen am Rand der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá, undurchdringliche Metallplatten schieben, wird ihnen klar, dass es jemand verdammt ernst meint. »Bringen Sie drei Ihrer Kollegen um, oder wir werden sechs von Ihnen töten!«, lautet die ebenso simple wie brutale Aufforderung, die die Lautsprecherstimme verkündet. Letzteres ist leider sehr einfach, müssen die Betroffenen feststellen, denn bei seiner Einstellung hat jeder mit einer obskuren Begründung einen Chip in seinen Hinterkopf eingesetzt bekommen. Und diese Chips können per Fernzündung zur Explosion gebracht werden, entsprechend schnell färben sich die Räume blutrot. Immer mehr Menschen sollen (und werden) sterben, bis schließlich die letzte Konsequenz eines teuflischen Plans enthüllt wird.

Nicht wenige der Figuren stammen aus dem Typenreservoir der Sitcoms, entsprechend bleibt der Zuschauer eher auf Distanz, entwickelt Anteilnahme in erster Linie aufgrund der fatalen Lage, auch wenn im Verlauf des Geschehens einzelne Charaktere Profil gewinnen – bei einigen ist erahnbar, ob sie in Richtung Zusammenarbeit oder aber Selbstjustiz tendieren werden, glücklicherweise gibt es auch Momente, wo der Film diese Vorhersehbarkeit durchbricht. So macht er einem auch immer wieder die eigenen Erwartungen bewusst, gespeist aus anderen Kinofilmen und dem Wunsch nach einem Happy End – zumindest für einige der Figuren, die man im Verlauf der Geschichte lieb gewonnen hat.

Das Thema »corporate cutthroat«, der von oben forcierten Konkurrenz der Angestellten in Unternehmen, geht »Das Belko Experiment« weniger überhöht satirisch, sondern überwiegend blutig realistisch an, so wie man das von dem australischen Regisseur Greg McLean, bekannt geworden mit seinem »Backwood-Slasher« »Wolf Creek«, erwarten konnte. Eine weitere Variation vom Menschen als des Menschen Wolf und dem dünnen Firnis der Zivilisation, wie sie unter anderem von Peter Brook 1963 mit seiner Erstverfilmung von William Goldings »Lord of the Flies« auf die Leinwand gebracht wurde. »Das Belko Experiment«, für dessen Drehbuch James Gunn (»Guardians of the Galaxy« , Vol 1 & 2) verantwortlich zeichnet, knüpft in seinen gelegentlichen Momenten kruden Humors und in seiner Freude an Splattereffekten an dessen Superheldentravestie »Super« an.

Die beunruhigendsten Szenen allerdings sind nicht die des Mordens, sondern die der Anspannung zuvor. Nachdem der Firmenchef (von Tony Goldwyn mit zunächst gut getarnter Skrupellosigkeit verkörpert) eine kleine Gruppe von Gleichgesinnten rekrutiert und sich des Waffenarsenals im Haus bemächtigt hat, beginnt er andere zu liquidieren. Das dabei praktizierte Selektionsverfahren dürfte keinen mit ein bisschen historischen Kenntnissen kaltlassen. In diesem Moment des Innehaltens vermag der Film als Verunsicherung des Zuschauers wirklich zu funktionieren.

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