Kritik zu Criminal Activities

© Tiberius Film

Vom bewährten Rezept wird nicht abgewichen: In seinem Regiedebüt versucht sich Jackie Earle Haley an der Formel des »tarantinoesken« Gangsterkinos, John Travolta inklusive

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3 (Stimmen: 1)

Das nennt man die Flucht nach vorne antreten: Bevor ein Kritiker sagen kann: »Tarantino-Klon«, wird »Criminal Activies« als Rückkehr des »schwarzhumorigen Gangsterkinos der 90er Jahre« angekündigt. Da ist natürlich etwas dran, denn die Geschichte ist so originell nicht: Vier Amateure, die glauben, mit einem nicht ganz legalen Börsentipp schnell eine Menge Geld machen zu können, sehen sich nach dessen Scheitern plötzlich einem Gangsterboss gegenüber, bei dem sie 400 000 Dollar abbezahlen müssen, weil einer der vier von ihm ohne das Wissen der anderen die benötigen 200 000 Dollar Startkapital geborgt hatte. Dass die vier das Geld nicht haben und deshalb auf seinen Vorschlag eingehen müssen, jemanden zu kidnappen und 24 Stunden lang zu bewachen, bevor der im Austausch für die entführte Nichte des Gangsters wieder freigelassen wird, weckt dann auch noch Erinnerungen an Peter O'Fallons »Suicide Kings« von 1997. Schließlich versucht hier wie dort die Geisel, die Kidnapper schnell gegeneinander auszuspielen, weil er als professioneller Krimineller sofort durchschaut, dass er es mit Amateuren zu tun hat.

Dass der Gangsterboss von John Travolta verkörpert wird, weckt zusätzlich Erinnerungen, nicht nur an »Pulp Fiction« (hier darf er einmal Shakespeares »Macbeth« zitieren), sondern mehr noch an seine Rolle als Chili Palmer in den Elmore-Leonard-Verfilmungen »Get Shorty« und »Be Cool«. Jovial und cool gibt er sich auch hier, zudem inszeniert der Film seinen ersten Auftritt als Starauftritt.

Immerhin hat »Criminal Activities« noch eine hübsche, unvorhersehbare Schlusspointe, die das vorher Gesehene ein Stück weit auf den Kopf stellt. Insgesamt jedoch bleiben beim Zuschauer ein leeres Retrogefühl und der Eindruck einer nicht wirklich gelungenen Tarantino-Hommage, zumal das Umkippen von Brutalität in Komik in den meisten Fällen nicht recht gelingt.

Die Schauspieler verrichten ihren Job solide, aber das ist ja wohl auch das Mindeste, was man vom Regiedebüt eines Schauspielers erwarten kann. Inszeniert hat den Film nämlich Jackie Earle Haley, der als Kinderdarsteller mit Michael Ritchies »The Bad News Bears« (Die Bären sind los, 1976) bekannt wurde und sich nach langer Kinoabstinenz dreißig Jahre später einer neuen Generation von Kinogängern durch seine Auftritte in Little Children, Watchmen und »Nightmare on Elm Street« vorstellte.

Haley, der in »Criminal Activities« als rechte Hand des Gangsterbosses auch selbst eine tragende Rolle verkörpert, liefert eine solide, aber unspektakuläre Arbeit ab. Das lenkt das Interesse auf den Drehbuchautor Robert Lowell – was hat er sonst noch gemacht? Da erfährt man dann, dass Lowell bereits 1977 verstarb und dies das einzige Drehbuch von ihm ist. Geschrieben hat Lowell »Criminal Activities« also gut fünfzehn Jahre, bevor Quentin Tarantino mit »Reservoir Dogs« auf den Plan trat. Auch wenn die Filmgeschichte jetzt nicht umgeschrieben werden muss, ein Kuriosum ist das schon.

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