Kritik zu Bananas, Pancakes und der Lonely Planet

- kein Trailer -

2015
Original-Titel: 
Banana Pancakes and the Children of Sticky Rice 
Filmstart in Deutschland: 
20.09.2017
L: 
85 Min
FSK: 
Ohne Angabe
Mit: 

Daan Veldhuizen dokumentiert am Beispiel eines Dorfes in Laos, was der Tourismus so mit sich bringt, in wunderschönen Bildern und mit kritischer Intelligenz

Bewertung: 4
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Die Widersprüche des Rucksacktourismus sind hinlänglich bekannt: Einerseits ist er ein bewusst bescheidenes, am Fremden interessiertes Vorstoßen in entlegene Ecken der Welt, andererseits bereitet er genau dadurch den Weg für eben die Art konsumorientierten Tourismus, die der Backpacker eigentlich verachtet. Umso mehr muss man die Beiläufigkeit bewundern, mit der der niederländische Dokumentarfilmer Daan Veldhuizen diesen wunden Punkt in seinem tourismuskritischen Film »Banana Pancakes and the Lonley Planet« unterbringt. An einer Stelle beobachtet er ein paar junge Menschen, die es aus dem westlichen Behütetsein ins ländliche Laos verschlagen hat auf ihrer Suche nach unberührter Schönheit. Sie schauen auf die Dorfstraße, in der erste Touristenläden und Cafés aufgemacht haben. »In ein paar Jahren wird hier nichts mehr sein, wie es mal war«, seufzen sie. Und sehr wahrscheinlich haben sie recht.

Statt den westlichen Narzissmus zu verdoppeln, der sich selbst noch ins Zentrum stellt, wo es ihm doch um fremde Länder geht, schlägt Veldhuizen in seiner Dokumentation den entgegengesetzten Weg ein. Sein Film beginnt mit Shai und Khao, zwei jungen Männer aus dem Dorf Muang Ngoi in Laos, das als »unberührter« Erdenfleck vor ein paar Jahren als Geheimtipp entdeckt wurde. Veldhuizen filmt Shai und Khao beim gemeinsamen Ausflug in die Natur, sie fischen, campen und grillen. Im Off erzählen sie ein wenig über sich. Khao ist Reisbauer und junger Familienvater; Shai zog zum Studieren in die Stadt, befand, dass es nicht das Richtige für ihn war, und kam zurück, um wieder bei den Großeltern zu leben. Er habe sich sehr verändert, sagt Khao über ihn; die beiden kennen sich seit Jugendjahren. Shai meint, dass man ihn im Dorf für verrückt halte, aber das sei ihm egal.

Erst nach knapp einer halben Stunde im Film sieht man das erste Boot mit ankommenden Touristen. Sie kommen zur Trockenzeit, heißt es, und mit ihrer Ankunft kommt der Film auch dem Konflikt zwischen Shai und Khao auf die Spur. Offenbar hat Shai mit seiner Großstadterfahrung schon früh die Gelegenheit ergriffen, mit den Reisenden ins Geschäft zu kommen. In seinem Laden an der Dorfstraße bietet er Massagen an und gibt sich als Ansprechpartner für Ausflüge aller Art aus. Etwa wenn ein Tourist zu ihm kommt, der in den Dschungel geführt werden will, um Bären und Affen zu sehen. Doch Khao hat entdeckt, dass er genau das auch kann: »Wenn Shai dafür eine Million nimmt, biete ich 800 000.« Welche Konsequenzen das für die Freundschaft hat, kann sich der Zuschauer denken.

Veldhuizens Film ist reich an solchen Detailbeobachtungen, die die Folgen des Tourismus besser illustrieren als Statistiken das könnten. Er filmt, wie Fernsehgeräte und das Internet mit seinem Zugriff auf »sexy ladies« Einzug im Dorf halten. Seine Kamera hält auf die Idylle von Landschaft und Dorfleben, aber sein Mikrofon fängt manches ein, was nicht für seine Ohren bestimmt ist. »Du müsstest Geld dafür verlangen, dass du beim Film mitmachst«, sagt jemand zu Shai. Womit Veldhuizen am eigenen Beispiel illustriert, wie unumkehrbar die Prozesse sind, die der Tourismus so mit sich bringt.

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