Interview: Steve Coogan über seine Rolle in »Stan & Ollie«

Steve Coogan

Steve Coogan

Steve Coogan In seiner Heimat macht der 1965 geborene britische Schauspieler gerade wieder als Alan Partridge Schlagzeilen, als sein vor über
25 Jahren kreiertes satirisches Alter ego. Partridge begann als ungeschickter Radio-Sportreporter, in der neuesten Serie hat er es ins Frühstücksfernsehen geschafft. Coogan unterdessen genoss in seinem Parallelleben Erfolge in Komödien (»24 Hour Party People«) und Dramen (»Philomena«)

Mr. Coogan, wie groß ist der Druck, wenn man sich in eine derart ikonische Figur wie Stan Laurel verwandeln muss?

Druck ist das falsche Wort, Verantwortung trifft es besser. Denn die gibt es natürlich, und das war John C. Reilly und mir im Fall von »Stan & Ollie« auch sehr bewusst. John war noch ein wenig nervöser als ich, was unsere Aufgabe angeht; uns beiden war klar, dass die Sache schiefgehen kann. Aber das Risiko des Scheiterns gibt es immer, ohne ist wirklich gute, lohnende Arbeit eigentlich nicht möglich. Ich brauchte ein wenig Bedenkzeit, merkte allerdings schnell, dass sich die Sache gut anfühlte. Die richtigen Leute waren beteiligt und die Herangehensweise passte.

Sie sind selbst Komiker und begannen Ihre Karriere mit Sketchen und Stand-ups. War das für diese Rolle hilfreich?

Meine Comedy ist alles in allem natürlich eine andere als die von Laurel und Hardy. Trotzdem gibt es da gewisse Gemeinsam­keiten, und die haben sowohl John als auch mir geholfen. Wir wissen, wie es ist, das Publikum hauptberuflich zum Lachen zu bringen. Wir haben auch selbst Comedy geschrieben und performt. Das machte unsere Aufgabe bei diesem Film in gewisser Weise leichter, als wenn wir beispielsweise Astronauten hätten verkörpern müssen.

Was war denn Ihr persönlicher Bezug zu den Filmen von Laurel & Hardy?

Wie so viele in meiner Generation habe ich sie im Fernsehen gesehen, jeden Morgen in den Schulferien. Ich fand sie herrlich albern und habe mich köstlich amüsiert. Wie viel Arbeit und ganz genaues Timing in solchen Sketchen steckt, habe ich natürlich erst sehr viel später begriffen.

Finden Sie den Humor der beiden heute noch zeitgemäß? Ist er gut gealtert?

Ich finde ihn absolut zeitlos. Was für mich die Filme und Sketche von Laurel & Hardy – und überhaupt alle echten Comedy-Klassiker – so einzigartig und wundervoll macht, ist nicht nur eine Herzenswärme, sondern dass der Humor fernab von Geschmack, politischer Gesinnung, Altersklasse, Religion oder Klassenzugehörigkeit eigentlich alle anspricht. Die unterschiedlichsten Menschen zum Lachen bringen, die ansonsten nichts gemeinsam haben, das ist große, wirkungsmächtige Kunst. Nicht ohne Grund kam die Arbeit der beiden deswegen auch ganz bewusst ohne politische Anspielungen aus, obwohl gleichzeitig in Europa der Faschismus aufkam und die USA von der Großen Depression geplagt waren. Ihnen ging es einzig und allein ums Menschliche, um das kleine Scheitern, das wir alle kennen.

Trotzdem sind die beiden heute eher weg vom Fenster, oder nicht?

Leider, unter anderem deswegen gefiel mir der Gedanke so gut, einen Film wie »Stan & Ollie« zu drehen. Es ist Zeit, ihnen mal wieder ein wenig Aufmerksamkeit zu widmen, denn so präsent sie für meine Generation und die davor war, so wenig bekannt sind sie heute bei jungen Leuten. Mich würde es sehr freuen, wenn sie Laurel und Hardy inmitten des Überangebots an Unterhaltung wiederentdecken würden.

Entscheidenden Anteil am Erfolg von Laurel und Hardy hatte die Tatsache, dass die beiden als Duo so gut miteinander harmonierten. Wie gelang es John C. Reilly und Ihnen, diese stimmige Chemie nachzuempfinden?

Die haben wir uns erarbeitet, ganz einfach. Dass wir uns persönlich mochten, machte die Sache natürlich einfacher. Wir kannten uns vorher nicht, waren aber durchaus mit der Arbeit des jeweils anderen vertraut, was schon mal ein guter Ausgangspunkt war. Aber ansonsten ist das wie eine Choreografie, die man lernen muss, weswegen es auch sehr hilfreich war, einigermaßen viel Zeit für Proben zu haben. Zu einem Punkt zu kommen, wo wir uns gut verstanden und gemeinsam scherzen konnten, war nicht schwer, doch das war nur das Minimum. Viel bemerkenswerter und weniger selbstverständlich war es, dass wir uns irgendwann so sehr vertrauten, dass wir selbst die kleinsten Details in unserem Spiel miteinander besprachen und man sich sogar traute, dem anderen Vorschläge zu machen. So verletzlich präsentiert man sich seinen Kollegen nicht immer.

Oliver Hardy sagt an einer Stelle des Films: »Ich mag es, wenn die Leute mich mögen.« Wie wichtig ist es für Sie als Schauspieler und Komiker, gut anzukommen?

Wenn man es jedem recht machen will, kommt man nur bedingt weiter. Am Anfang meiner Karriere war mir das noch wichtig. Aber je älter ich wurde, desto wichtiger wurde es, mir selbst treu zu bleiben. Und dann lernt man zwangsläufig, dass es unumgänglich ist, nicht nur Zustimmung zu erfahren. Dass wirklich jeder mich mag, ist ein Ding der Unmöglichkeit, also kann ich damit leben. Solange es nicht mehr als fünfzig Prozent sind, die mich ablehnen . . .

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