Film des Monats Mai »Chrieg«

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Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

Matteo ist fünfzehn und findet in seiner Familie kein Verständnis. Der Vater schweigt und pflegt seine sportliche Fitness, die schwer übergewichtige Mutter ist auf ihr Baby fixiert und behandelt ihn wie ein Kleinkind. Als er einmal auf einem Waldspaziergang das Baby unachtsam fallen lässt, wird er frühmorgens aus dem Bett geholt und mit dem Einverständnis des Vaters in ein Camp in den Bergen gebracht. Nur zum Schein hat dort ein Erzieher die Aufsicht. In Wahrheit diktieren drei andere Jugendliche, Anton, Dion und das Mädchen Ali, das Gesetz des Handelns und unterwerfen Matteo einem brutalen Initiationsritus. Wie ein Hund wird er tagelang in einen Käfig gesperrt. Nach einer Mutprobe wird er kahl geschoren und in die Gruppe aufgenommen, die im Tal Raub- und Rachezüge begeht. Auch das Haus von Alis Eltern wird verwüstet. Matteo rächt sich an seinem Vater und schlägt ihn krankenhausreif. Als er in die Berge zurückkehrt, findet er niemanden mehr.

Der Film blickt hinter die bürgerliche Fassade einer Gesellschaft, die ihre Abgründe verschweigt und die Jugendlichen mit ihrem Aufbegehren, ihren Fragen und ihrer Suche nach Gemeinschaft und Anerkennung alleinlässt. Ihre Verachtung und ihre Wut, die sich in Gewaltausbrüchen entladen, richten sich gegen eine Welt, die sie ausgestoßen hat. Ihrer in knappen Strichen gezeichneten Gleichgültigkeit, ihrem Materialismus und Konsum, ihrem Egoismus und einer Prostitution und Missbrauch verdeckenden Scheinmoral setzen sie den Rausch der Zerstörung entgegen. Untereinander finden sie Respekt, Interesse für ihre Herkunft, in manchen Momenten sogar Nähe.

Am Ende gibt es nur Verlierer. Auch der Berg und die Gruppe bieten keinen Ort mehr, an dem Matteo bleiben kann. Wie ein Schrei aus tiefer Not wirkt der Film, der den Impuls der Rebellion und die Geborgenheit einer ruppigen, aber verschworenen Gemeinschaft im Nichts enden lässt.

... zur Kritik (Start am 28.4.)

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