Film des Monats August »Seefeuer«

Trailer OmU © Weltkino

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

Der zwölfjährige Samuele geht nicht besonders gerne zur Schule. Er streift lieber mit Freunden und seiner selbstgebauten Steinschleuder durch die Gegend. Beim Essen schlürft er laut die Spaghetti, hat Probleme mit seinen Augen und möchte wie sein Vater Fischer werden. Er lebt auf Lampedusa, der Insel zwischen Europa und Afrika, die zum Synonym für unzählige Flüchtlingsdramen in den beiden letzten Jahrzehnten geworden ist. Doch im Leben Samueles ist von den schrecklichen Erfahrungen der Flüchtlinge so gut wie nichts zu spüren. Auf überfüllten, seeuntüchtigen Booten haben sie die gefährliche Überfahrt von Afrika nach Europa auf sich genommen, um einigermaßen sicher leben zu können. Der Arzt der Insel, Dr. Bartolo, behandelt sowohl Samuele als auch die Flüchtlinge nach ihrer Ankunft. Er kennt die alltäglichen Katastrophen auf dem Meer und die Welt des Jungen. Das Meer und die Insel: für die einen Grab als auch die Chance zur Rettung aus Armut und Krieg, für den anderen Spiel- und Arbeitsplatz.

Zwei Welten stoßen in Gianfranco Rosis mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Film aufeinander, die sich in der Realität kaum berühren. Die Alltagsgeschichte des Jungen und die Situation der Flüchtlinge, parallel dokumentiert, laufen gänzlich aneinander vorbei. Ein Jahr hat der Regisseur auf Lampedusa gelebt, hat sich mit Samuele und Dr. Bartolo angefreundet, ist mit der italienischen Küstenwache aufs Meer hinausgefahren und hat gesehen, welche Katastrophen sich auf den Flüchtlingsbooten ereignen: Verzweiflung, Entkräftung, Tod. Als Lebenswelt und Zufluchtsort hat Lampedusa viele Gesichter. Wer dort als Flüchtling ankommt, wird zur Auffangstation gebracht und so bald wie möglich weitertransportiert. Ihr in den Medien immer wieder kolportiertes Drama bleibt entrückt. Nüchtern, ohne moralische Anklage konstatiert der Film dieses Unsichtbarbleiben im Sichtbarwerden. Und porträtiert zugleich in Dr. Bartolo und den Rettungskräften die Helden unserer Gegenwart, die dem Leid der anderen nicht nur zuschauen wollen.

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