DVD-Tipp: »Escape from Tomorrow«

© Sundance

Made in Disneyland

»Wie kann so etwas existieren?, fragte ich mich nach zehn Filmminuten«, erinnert sich im Making-of ein Kritiker an sein ungläubiges Staunen, als er beim Sundance Film Festival Anfang 2013 diesen Film sah. Diese Frage stellt sich wohl jeder Zuschauer, wurde doch »Escape from Tomorrow« komplett in Disneyland gefilmt – und zwar nicht im erwarteten Home-Movie-/Wackelkamera-Modus, sondern wie ein normaler Spielfilm. Er folgt einem Ehepaar mit zwei Kindern, die Disneyland besuchen, wobei der Mann zunehmend von Halluzinationen heimgesucht wird. Er heftet sein Auge auf zwei junge Französinnen, deren Wege die seinen immer wieder kreuzen, gerät wiederholt mit einem übergewichtigen Mann im Rollstuhl aneinander, hat Sex mit einer fremden Frau, findet sich in einem unterirdischen Labor wieder und stellt am Ende fest, dass er sich offenbar ein Virus eingefangen hat. Und all das in diesem Familienparadies. »Don't mess with the mouse«, wirbt das originelle Plakatmotiv für diesen Film, der das von Disney propagierte Familienidyll höhnisch auf den Kopf stellt, seiner aufgesetzten permanenten Fröhlichkeit durch Schwarz-Weiß von Anfang an den Boden entzieht und zunehmend den Horror hinter der Fassade der Familienfreundlichkeit zeigt. 

Für den Filmemacher Randy Moore entstand das Projekt aus seiner Vergangenheit, wie er im informativen 15-minütigen Making-of erzählt: Als er 2009 mit seiner eigenen Familie einen von Disneys Vergnügungsparks besuchte, wurden Erinnerungen an seine Kindheit wach. Disney lade die Besucher ein, Fotos zu machen, erklärt ein Jurist im Making-of, das habe dieser Film ernst genommen und auf die Spitze getrieben, seine satirische Absicht sei unverkennbar, das habe offenbar das Maus-Imperium davon abgehalten, gegen den Film juristisch vorzugehen, der es im deutschsprachigen Raum nicht mal zu Festivalehren brachte. Die DVD/Blu-ray-Veröffentlichung bietet neben dem Making-of noch zwei Audiokommentare: Im ersten erläutern der Regisseur und sein Kameramann Lucas Lee Graham, wie sie den Film im Guerilla-Stil drehten, im zweiten schlüpfen die Darsteller des Ehepaars in ihre Filmrollen und wundern sich über das seltsame Geschehen auf der Leinwand – originell, aber nicht ganz abendfüllend. Ein singuläres Seherlebnis bietet der Film allerdings allemal.



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