DVD-Tipp: »Halt and Catch Fire«

Trailer englisch © AMC

Es mutet schon fast wie historische Science-Fiction an, dass noch zu Beginn der achtziger Jahre das Wort Personal Computer ein Fremdwort war. Der uneingeschränkte Branchenriese war IBM, und die Computernerds von damals hantierten noch mit riesigen Maschinen. Genau diese Zeit lässt die originelle Retroserie »Halt and Catch Fire« wieder aufleben, die seit dem Frühjahr in Deutschland über Amazon Instant Video ausgestrahlt wird. Im Mittelpunkt steht der egozentrische Macher Joe MacMillan, der in einer kleinen Technologiefirma in Texas versucht, die Weichen für das kommende Computerzeitalter zu stellen. Mit der chaotischen Studentin Cameron und dem frustrierten Angestellten Gordon gelingt es ihm, den Branchenriesen IBM zu erschrecken, der mit aller Macht zurückschlägt.

Vor allem der Look, die Musik von Paul Haslinger (Exmitglied von "Tangerine Dream") und die ausgezeichneten Darstellerschaffen es sofort, den Zuschauer in den Suchtmodus zu versetzen, der jede gute Serie ausmacht. Aber auch die Geschichten haben es in sich. Der smarte Macher Joe ist ebenso Visionär wie menschliches Arschloch, innerlich zerrissen, mit einem Hang zur (Selbst-) Zerstörung. Lee Pace schafft es, die Widersprüchlichkeit dieser nicht unbedingt sympathischen Hauptfigur auszudrücken. Die spannendste Figur ist Cameron, die sich nicht anpassen mag und mit Joe eine ebenso leidenschaftliche wie konfliktreiche Sexbeziehung beginnt. Von der charismatischen Darstellerin Mackenzie Davis wird man sicher bald mehr sehen. 

Immer mehr zum Mittelpunkt geraten im Laufe der ersten Staffel Gordon und seine Frau Donna (Kerry Bishé), die ebenfalls eine Computerspezialistin ist. Beide haben früh geheiratet, zwei kleine Mädchen und einst den Traum gehabt, einen eigenen Computer zur Marktreife zu bringen. Durch Joe blüht Gordon wieder als Kreativer auf, während Donna die erneute Pleite befürchtet. Aber wer jetzt befürchtet, wieder so eine typisch amerikanische Story zu sehen, in der Frauen die Männer bremsen, wird von den Machern am Ende der ersten Staffel und zu Beginn der zweiten Staffel angenehm überrascht. Denn plötzlich sind es die Frauen, die eine neue Vision haben: das interaktive Online-Spielen im Netz . . .

Auch dramaturgisch wagen die Macher einiges. Und auch wer nichts von Technik und Computern versteht, wird hier gekonnt unterhalten. Nach »Mad Men« und »Breaking Bad« ist auch diese Serie des US Kabelsenders AMC wirklich originell.

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