Film des Monats November "Im Labyrinth des Schweigens"

© Universal Pictures

Die Jury der Evangelischen Filmarbeit empfiehlt

Der junge Staatsanwalt Johann Radmann stößt 1958 in Frankfurt am Main auf eine Mauer des Schweigens, als er nach den verantwortlichen Tätern im nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz zu suchen beginnt. Was in Auschwitz geschehen ist, wird im Land des Wiederaufbaus und des Wirtschaftswunders verdrängt, verleugnet und verschwiegen. Ausgelöst hat die staatsanwaltliche Ermittlung der Journalist Thomas Gnielka, dessen Freund Simon Kirsch, Kunstmaler und Auschwitzhäftling, einen Gymnasiallehrer als seinen Peiniger von damals wieder erkannt hat. Auch die Kollegen in Polizei und Justiz verweigern die Zusammenarbeit mit Radmann. Unterstützt wird er allerdings vom hessischen Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, der selbst ein vehementes Interesse an der Auseinandersetzung mit dem Holocaust hat und ihn offiziell mit den Ermittlungen beauftragt. Viele Nachforschungen bleiben erfolglos. Doch die Fragen nach Wahrheit und Recht angesichts der NS-Verbrechen lassen Radmann nicht los.

Der Film erzählt die Vorgeschichte der Auschwitzprozesse Anfang der sechziger Jahre. Auch wenn die Hauptfigur Züge verschiedener historischer Personen trägt, wird der Zeitgeist erkennbar: Schuld und Scham, die Mischung aus Tätern, Zuschauern und Mitläufern und die Kontinuität in den gesellschaftlichen Eliten führen zu einem Kartell des Schweigens. Aufklärer und Zeitzeugen werden bis zur offenen Aggression ausgegrenzt. Dramaturgisch geschickt trägt der Film die latenten Konflikte bis in die Privatsphäre Radmanns hinein – seine Verlobung droht zu scheitern, Kollegen spotten und wenden sich ab, die Mitschuld des eigenen Vaters nicht mehr verleugnen zu können ist eine schockierende Entdeckung. Indem er uns in eine Zeit zurückversetzt, in der die Erinnerung an Auschwitz erst erkämpft werden musste, verdeutlicht der Film, dass das Gedenken an die Opfer und die Distanzierung von den Tätern keine Selbstverständlichkeit ist, sondern immer wieder die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verlangt.

Start am 6.11.

Zur Filmkritik von Rudolf Worschech

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