Streep for President!

Unsere "Steile These" des Monats April

Schon wieder die! Mit ihrer 19. Oscarnominierung (»Into the Woods«) ist Meryl Streep das ewig grüßende Murmeltier. Seit fast 40 Jahren steht die unprätentiöse Diva ganz oben. Und im Gegensatz zu vielen Kollegen, die man auf der Leinwand vergöttern, aber nicht zum Nachbarn haben möchte, hat Streep ein blütenweißes Privatleben mit vier Kindern und einem Mann, der sich so diskret ausknipst wie Joachim Sauer neben Angela Merkel. Zudem ist die fast 66-Jährige fit wie ein Turnschuh, wie sie in »Mamma Mia«, wo sie im Spagat auf dem Bett hüpft, bewies. Streep hat sich mit der ihr eigenen Obsession und perfekten Mimikry in derart viele Berufe, Gebrechen und Schicksale hineingewühlt, dass wenig zu tun übrig bleibt. Bevor die allgegenwärtige Leinwandpatin Gefahr läuft, als das Kaugummi unter Hollywoods Fußsohle wahrgenommen zu werden, sollte sie das nächste Level in Angriff nehmen. Wenn ein zweitklassiger Filmcowboy wie Ronald Reagan es geschafft hat, dürfte eine Streep erst recht keine Probleme haben, den Laden zu übernehmen. Kandidatin Streep, die jeden mal irgendwann im Kino beeindruckt hat, würde auf jeden Fall die katastrophale Wahlbeteiligung in die Höhe treiben. 

In einer Welt, in der Politik Show ist, wäre Streep die perfekte Projektionsfläche eine Schutzheilige, die mit schönstem falschem Lächeln über dem Alltagskram schwebt. Republikaner würden ihr die Eigenschaften einer Margaret Thatcher (»Die eiserne Lady«) zuschreiben; Farmer würden sich verstanden wissen (»Jenseits von Afrika«), ebenso liberale Großstädter und Feministinnen (»Kramer gegen Kramer«, »Der Teufel trägt Prada«) oder Umweltschützer (»Silkwood«). Die hohe Kunst des Bluffens zahlte sich in Verhandlungen mit Putin aus. Ernsthaft: Wer sich so zäh in der Traumfabrik durchgebissen hat und in einem Alter, in dem die meisten Schauspielerinnen im Fernsehen ein Gnadenbrot finden, tolle Kinorollen an Land zieht, dürfte Politikern, deren Lebenserfahrung sich auf die des Parteisoldaten beschränkt, allemal vorzuziehen sein. Aber auf Filmkritiker hört ja keiner. Dann also auf ein Neues, zur 20. Nominierung als Countrysängerin im Musikfilm Ricki and the Flash. 

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