Red was beautiful

Hollywood und die Schwarze Liste
Bryan Cranston in »Trumbo« © Paramount Pictures

Bryan Cranston in »Trumbo« © Paramount Pictures

Es gilt als das düsterste Kapitel in der Geschichte der Traumfabrik: das Arbeitsverbot, mit dem ab 1947 zahlreiche Drehbuchautoren wegen ihrer linken Überzeugungen belegt wurden. Die Biografie des wohl prominentesten von ihnen, Dalton Trumbo, wurde nun mit Bryan Cranston verfilmt. Michael Omasta gibt einen Abriss über die Geschichte und die Filme dieser Hollywood-Linken

The American Way of Life: 100 000 Dollar, ein Cadillac und eine Blondine

Hinter dem Haus schleicht jemand im Garten herum. Erschrocken zieht Susan Gilvray das Rollo im Badezimmer herunter und ruft die Polizei an. Es folgen Credits. »The Prowler«. In den Hauptrollen: Evelyn Keyes und Van Heflin, Drehbuch von Hugo Butler, Regie hat Joseph Losey. Kaum ist die Titelsequenz vorüber, hält eine Polizeistreife vor der Villa im für Südkalifornien typischen mexikanischen Stil. Susan führt die zwei Cops durch das Haus, erzählt ihnen, was geschehen ist. Webb Garwood, der jüngere der beiden, geht hinaus in den Garten, um nach Fußspuren zu schauen; währenddessen gibt der andere, Bud Crocker, der vereinsamten Hausfrau einen freundlich-väterlichen Rat. »Wenn ich Sie wäre, ließe ich den Vorhang zu«, sagt er, und erklärt: »Vielleicht ist Ihnen schon aufgefallen – eine Bank zeigt auch nie den Zählraum, damit die Kunden nicht in Versuchung geraten.«

»The Prowler« (1951)

Schon diese kurze Dialogpassage bringt das Thema dieses außergewöhnlichen Film noir aus dem Jahr 1951 auf den Punkt, indem er die Frau und das Geld in eins setzt. Webb Garwood wird aus Gier nach beidem schon bald darauf vom Cop zum kaltblütigen Mörder werden. »The Prowler« ist für mich ein Film über falsche Werte«, sagte Regisseur Losey später. »Über die Mittel, die den Zweck heiligen, und den Zweck, der die Mittel heiligt. ›100 000 Dollar, ein Cadillac und eine Blondine‹, das war die Conditio sine qua non des amerikanischen Lebens dieser Zeit, und es war völlig egal, wie man dazu kam.« Doch das Drehbuch dazu schrieb, anders als im Vorspann angegeben, Dalton Trumbo, eines jener ehemaligen oder noch aktiven Mitglieder der Kommunistischen Partei, die im Herbst 1947 nach Washington vorgeladen wurden, die Aussage vor dem House Un-American Activities Committee (HUAC) verweigerten und schließlich als »Hollywood Ten« traurige Berühmtheit erlangten.

Dalton Trumbo (circa 1940). © The Wisconsin Center for Film and Theater Research

Trumbo, dessen Biografie nun aktuell von Jay Roach mit Bryan Cranston in der Titelrolle verfilmt wurde, und seine acht schreibenden Kollegen standen nach ihrer Verurteilung wegen »Missachtung« des Komitees zum Teil bis in die 60er Jahre hinein unter Arbeitsverbot in Hollywood. (Der zehnte, Regisseur Edward Dmytryk, wechselte die Seiten und sagte 1951 bei seiner neuerlichen Vorladung aus.) De facto jedoch konnten die meisten von ihnen – unter extrem schlechteren Bedingungen natürlich – weiterarbeiten: beim Fernsehen und in Europa, unter Pseu­donym oder gedeckt durch einen Strohmann. So wie im Fall von »The Prowler« durch Hugo Butler, einen befreundeten Kollegen, der Trumbo seinen Namen borgte; kurz darauf fand er sich selbst auf der Schwarzen Liste wieder und setzte sich nach Mexiko, später nach Italien ab.

Obwohl der wahre Autor also nicht genannt werden konnte, ist Dalton Trumbo im Übrigen dennoch ständig im Film präsent. Und zwar als Stimme von Mr. Gilvray, einem Moderator beim Nachtradio, der seine Sendung gern mit einer positiven Meldung zu beenden pflegt: »Denken Sie dran, die ­Lebenshaltungskosten sinken! Bis bald, ­Susan.«

Die Linke hält Einzug in Hollywood

Am Anfang war das Wort. Und mit der Durchsetzung des Tonfilms kam nicht nur das Wort, auch die Linke hielt vermehrt Einzug in Hollywood. Hunderte von Schauspielern, Regisseuren und vor allem Autoren, die ihre Sozialisation in den berüchtigten New Yorker Experimentierküchen wie dem Group Theatre oder der radikalen Dokumentarfilmschmiede Frontier Films erfahren hatten, übersiedelten in den 30er Jahren an die Westküste. Nicht alle waren Intellektuelle, schon gar nicht alle Kommunisten, im Gegenteil: Die Mehrheit der Neuankömmlinge sah sich wohl eher den Idealen des New Deal verpflichtet, der liberalen Regierung Roosevelt, die staatliche Interventionen befürwortete und sowohl das industrielle als auch künstlerische Fortkommen im Land massiv förderte und prägte. Gemessen an der Zahl ihrer Mitglieder spielte die Kommunistische Partei der Vereinigten Staaten nie wirklich eine Rolle. Der absolute Höchststand, nach Schätzungen des FBI rund 80 000 Mitglieder, wurde 1944 erreicht, als die Sowjetunion der wichtigste Alliierte der USA im Kampf gegen den Faschismus war.

Neun der »Hollywood Ten« am 12.12.1947 in Los Angeles (v.l.n.r.): Robert Scott, Edward Dmytryk, Samuel Ornitz, Lester Cole, Herbert Biberman, Albert Maltz, Alvah Bessie, John Lawson, und Ring Lardner, Jr. © Bettmann/CORBIS

 

Was die Filmkolonie betrifft, so hat der Autor Paul Jarrico, der schon als Student der Partei beitrat und 1937 bei Columbia Pictures zu arbeiten anfing, die damalige Zahl mit »vielleicht zwei Dutzend« beziffert. Unter dem Eindruck des Spanischen Bürgerkriegs und der sich anbahnenden Katastrophe in Europa dürfte die Partei in Hollywood zeitweilig auf rund 300 Mitglieder angewachsen sein. Die allermeisten davon gehörten der schreibenden Zunft an. Um diese Zahlen in der richtigen Relation zu sehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass allein MGM, das größte Studio damals, an die 100 Drehbuchautoren unter Vertrag hatte; Warner Bros. und die fünf anderen führenden Produktionsfirmen beschäftigten jeweils bis zu 60 Autorinnen und Autoren gleichzeitig.

Blickt man auf das Vorleben der »Hollywood Ten«, so zeigt sich in etlichen Fällen, dass sie ihre politische Überzeugung schon lange gefunden hatten, bevor sie überhaupt zu schreiben anfingen. Samuel Ornitz aus New York zum Beispiel arbeitete in der Kinderfürsorge und der Bewährungshilfe und reiste 1931 mit einem Streikkomitee durch Harlan County, um die Minenarbeiter zu unterstützen. Ring Lardner jr., Sohn eines Sportjournalisten aus Chicago, bereiste nach dem Studium in Princeton Europa die Sowjet­union. Alvah Bessie, aus New York gebürtig, kämpfte mit der Abraham-Lincoln-Brigade in Spanien. Und der ebenfalls aus New York City stammende John Howard Lawson nahm als Rot-Kreuz-Ambulanzfahrer freiwillig am Ersten Weltkrieg teil, bevor er für die Bühne zu schreiben und 1928 für MGM zu arbeiten begann. 1933 wurde Lawson erster Präsident der – von ihm mitbegründeten – Screen Writers Guild, einer linksliberalen Interessensvertretung der Drehbuchautoren, die den Hollywoodbossen über Jahre ein wahrer Dorn im Auge war. Nicht zufällig folgte später auf die vielzitierte Frage des HUAC (»Sind Sie jetzt oder waren Sie jemals Mitglied der Kommunistischen Partei?«) als zweite sofort: »Sind Sie Mitglied der Screen Writers Guild?«

»Salt of the Earth« (1954)

Lawson, der sich 1934 öffentlich zu seiner Parteimitgliedschaft bekannte und die Leitung der Hollywoodsektion übernahm, gilt als der Hardliner unter den Autoren. Natürlich unterlag die Parteilinie gewissen Schwankungen (etwa 1939, die Exkulpation des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts), die nicht alle Genossen mittragen wollten. Noch heftiger allerdings, erinnert sich Drehbuchautor Jarrico – der unter anderem als Produzent des unabhängig in New Mexico realisierten Dokumentarspiels »Salt of the Earth« (1954, Regie: Herbert Biberman) über einen Bergarbeiterstreik zeichnete –, entzweiten die schreibenden Mitglieder sich über der Frage, inwiefern sie mit ihrer Arbeit auf den Inhalt eines Films einwirken konnten oder nicht.

Richtig links oder »nur« liberal?

Kurioserweise wird das unbestreitbare Verdienst der kommunistischen Drehbuchautoren quasi auch zu deren »Verteidigung« gerne kleingeredet. Victor Navasky etwa beruft sich in seiner bekannten Studie »Naming Names« auf eine Äußerung von Lawson (»Der Inhalt von Filmen wird ausschließlich von Produzenten kontrolliert«), um zu dem Schluss zu kommen: »Lawson erkannte schnell, dass der kollektive Prozess des Filmemachens dem Autor, der auf den unteren Sprossen der kreativen Leiter steht, keinerlei Chance lässt, den Inhalt von Filmen zu beeinflussen.« Es scheint fast, als brächte man die »Hollywood Ten« in Verruf, würde man ihnen attestieren, dass sich ihre Arbeit tatsächlich von der anderer, vielleicht weniger an sozialen oder politischen Fragen interessierter Drehbuchautoren unterscheidet! Dabei ist die Antwort denkbar einfach. Kontrollieren: nein. Beeinflussen: ja. In welchem Ausmaß, das lässt sich nach wie vor nur von Autor zu Autor und von Film zu Film abklären.

»Blockade« (1938)

Dass es sich bei den »verfrühten Antifaschisten«, wie sie in der Diktion der Nachkriegsjahre hießen, fast ausschließlich um Marxisten handelte, ist mit Blick auf die US-amerikanische Außenpolitik der späten 30er Jahre wenig überraschend. Die konservativen Kräfte beschworen den Isolationismus, die liberale Regierungsadministration wollte nichts überstürzen, und Hollywoods große Studios wünschten, ihre Geschäftsbeziehungen zu Deutschland möglichst lange beizubehalten. Dennoch entstanden Filme wie »Blockade« (1938, Drehbuch: John ­Howard Lawson), ein unmissverständliches Plädoyer für eine US-Intervention in Spanien, »Confessions of a Nazi Spy« (1939, Koautor: John Wexley), der die drohende Gefahr des Nazismus für das eigene Land anprangert, oder »The Man I Married« (1940, Regie: Irving Pichel), der anhand der Geschichte eines amerikanisch-deutschen Ehepaares von den Verheerungen durch NS-Ideologie und Antisemitismus erzählt.

Mit dem Kriegseintritt der Vereinigten Staaten wurde der Antifaschismus quasi Programm. Sogar ihrer Russophilie durften Hollywoods Kommunisten offen frönen, und allein 1943 wurde mindestens eine Handvoll einschlägiger Propagandafilme produziert: »Mission To Moscow« (Koautor: Howard Koch), »Tender Comrade« (Drehbuch: Dalton Trumbo, Regie: Edward Dmytryk), »The North Star« (Drehbuch: Lillian Hellman), »Song of Russia« (Drehbuch: Paul Jarrico, Richard Collins) und »Action In The North Atlantic« (Drehbuch: John Howard Lawson). Das zuletzt genannte Werk – im Großen und Ganzen ein Film im typischen Warner-Bros.-Look und mit Humphrey Bogart, dem Topstar des Studios, besetzt – ist eine Hommage an die US-Handelsmarine. Hier riskieren einfache Seeleute ihr Leben, um deutschen U-Booten ein Schnippchen zu schlagen und dringend erwartete Vorräte sicher bis nach Murmansk zu bringen. Ein letzter dramatischer Höhepunkt ereignet sich, kurz bevor die »Sea Witch« ihren Zielhaften erreicht und näher kommender Motorenlärm die Besatzung in Unruhe versetzt: »Ich glaube, es sind unsere«, sagt ein Matrose. »Berühmte letzte Worte«, meint ein anderer. Dann stößt das Geschwader aus den Wolken hervor, wir sehen eines der Flugzeuge in Großaufnahme, und der Matrose von vorhin ruft erleichtert aus: »Es sind unsere, alles klar!« – Selbstverständlich sind es die Bomber der sowjetischen Alliierten.

»Tender Comrade« (1943)

Die Ideen der radikalen Linken – in der Hauptsache eben Autoren – fanden naturgemäß vor allem im Text, mithin inhaltlichen Niederschlag. Ihre ästhetische Einflussnahme auf die Produktionen selbst blieb vergleichsweise gering, wiewohl beispielsweise Lawson in seine Drehbücher gerne Ideen hineinverpackte, die etwa mehr oder weniger deutlich seinen Liebslingsfilm zitieren, Eisensteins »Panzerkreuzer Potemkin«. Ein solches »Zitat« findet sich auch in dem weithin vergessenen Film »The Boss« (1956), den Ben L. Perry – tatsächlich jedoch Dalton Trumbo – verfasst hat. In seiner Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen, dargestellt anhand eines skrupellosen Politpopulisten (John Payne), geht diese Sozialstudie mit Krimiplot weit über die genreübliche Gleichung »Kapitalismus ist Verbrechen« hinaus. Die kleinstädtische Korruption macht hier weder vor den privaten Beziehungen halt noch vor dem öffentlichen Leben. »Wir haben mehr Flüsterkneipen als Schulen in der Stadt«, empört sich einer, »mehr Spielhallen als Gotteshäuser und mehr Morde pro Kopf als irgendeine andere Stadt im Land.« Mitten im Film mäht ein Gangster dann auf der imposanten Steintreppe eines Bahnhofs mit einer MP-Salve ein Dutzend Menschen nieder. Odessa lässt grüßen!

Gegenwartsfragen statt Hollywood-Illusionen

Es spricht für das »Genie des Studiosystems« (Thomas Schatz), dass es von Liberalen und Kommunisten bis zu einem gewissen Punkt infiltriert war und seine Produkte mitunter quasi als Forum zur Diskussion wesentlicher Gegenwartsfragen genutzt werden konnten. Das fängt an mit »None Shall Escape« (1944, Drehbuch: Lester Cole) und seiner Aufarbeitung des Holocausts durch ein internationales Kriegsverbrechertribunal. Findet seine Fortsetzung in »Crossfire« (1947, Produktion: Adrian Scott, Regie: Edward Dmytryk) und dem Thema des pathologischen Antisemitismus. Geht weiter mit »Not Wanted« (1949, Drehbuch: Paul Jerrcio) und anderen proto-feministischen Filmen von Ida Lupino. Führt mitten hinein in »Quicksand« (1950, Regie: Irving Pichel), ein gleichsam Brecht’sches Lehrstück über den Kapitalismus. Reißt aus wie »The Lawless« (1950, Regie: Joseph Losey), ein packendes Anti-Lynchmob-Drama mit mexikanischen Laiendarstellern in den Hauptrollen. Und findet ein hochaktuelles neues Betätigungsfeld in der Auseinandersetzung mit »der Rassenfrage«: Man denke nur an Filme wie »Intruder in the Dust« (1949, Drehbuch: Ben Maddow), »The Defiant Ones« (Flucht in Ketten, 1958, Koautor: ­Nedrick Young) oder Luis Buñuels »The Young One« (1960, Drehbuch: Hugo Butler).

»Crossfire« (1947)

Ein besonders spannender Fall ist Odds »Against Tomorrow« (1959), der von HarBel, der Produktionsfirma von Harry Belafonte – afroamerikanischer Superstar und engagierter Bürgerrechtsaktivist – hergestellt wurde. Für das Drehbuch holte er Abraham Polonsky, unter anderem Autor und Regisseur des Film noir »Force of Evil« (1948) und eines der prominentesten Opfer der Blacklist. Das versöhnliche Ende der Romanvorlage, erinnerte sich Belafonte, sei das Erste gewesen, das Polonsky komplett umgeschrieben habe. Tatsächlich läuft der Film, im Gegensatz zu den paar anderen, die das Thema Rassismus aufgreifen, am Ende nicht auf dessen eh schon baldige Überwindung hinaus.

Ein ehemaliger Cop, der wegen Korruption aus dem Polizeidienst entlassen wurde, plant zusammen mit einem verbitterten Exsträfling (Robert Ryan) und einem hochverschuldeten Nachtclubentertainer (Harry Belafonte) den scheinbar perfekten Banküberfall; doch die Durchführung geht schief, und die zwei Hauptfiguren, die einander nicht ausstehen können, kommen dabei auf brutalste Weise ums Leben. »Polonsky hatte den genialen Einfall zu dieser Rassenmetapher«, so Belafonte. »Wir geraten in ein Feuer und werden buchstäblich gegrillt, bis unsere Leichen völlig verkohlt sind. Ganz am Ende sagt ein Cop dann zum andern: ›Und wer ist jetzt wer?‹ – ›Such dir einen aus!‹«

Mit dem Studiosystem ging auch die Schwarze Liste unter

Es ist eine bittere Ironie der Filmgeschichte, dass die allmähliche Lockerung der Schwarzen Liste mit einer massiven Krise des klassischen Hollywoodbetriebs durch die erstarkende Konkurrenz des Fernsehens einherging. Harold Jacob Smith und »Nathan E. Young« (d.­i. Nedrick Young) wurden 1959 für »The Defiant Ones« mit dem Oscar für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet. Im selben Jahr brachte Stanley Kubrick »Spartacus« zu Ende, dessen Vorspann erstmals wieder den Namen eines Blacklist-Opfers anführt: Dalton Trumbo. Doch diese Nennung als alleiniger Drehbuchautor ist kaum weniger absurd, als es zuvor die Unterschlagung seiner Mitarbeit unter insgesamt 13 verschiedenen Pseudonymen an deutlich mehr als 30 Filmen war. Nicht nur überarbeitete Howard Fast, der die Romanvorlage und das erste Drehbuch geliefert hatte, seinerseits nun Trumbos Fassung, sondern es schrieb zudem noch ein ganzes »Komitee« (Trumbo) eifrigst mit. Wirklich erbittert zeigte sich der Autor über den Jungregisseur – den er in Briefen als Young Doctor Kubrick, Stanley Kupper, Stanley Kupprock, P. Saratoga Kubric, Stanley Pepper und Stanwick Kubrick schmähte –, als dieser eine Szene eliminierte, in der Spartacus seine spätere Gefährtin Varinia darum bittet, ihm das Lesen beizubringen: Damit sollte ein Zusammenhang zwischen Bildung und Fortschritt verdeutlicht werden und Spartacus weniger als begriffsstutziger Klotz erscheinen denn als Erkenntnissuchender.

»Spartacus« (1960)

Nicht zuletzt der PR-Tüchtigkeit von Otto Preminger ist es zu verdanken, dass die Schwarze Liste 1960 tatsächlich am Ende war. Schon im Vorfeld der Dreharbeiten verkündete der Regisseur und Produzent lautstark, keinen Geringeren als Dalton Trumbo als Autor seines Prestigefilms Exodus über die Flucht europäischer Juden nach Palästina und die Staatsgründung Israels engagiert zu haben.

Trumbo hatte das Ziel, die Macht der Blacklist zu brechen, mit einer Beharrlichkeit und Vehemenz verfolgt, wie kein anderer seiner Schicksalsgenossen. 1971 wurde es ihm ermöglicht, sein berühmtestes Werk der Vorkriegszeit, den Roman »Johnny Got His Gun«, selbst zu verfilmen, und 1975, kurz vor seinem Tod, wurde ihm der Oscar für seine Originalstory zu dem Kinderfilm »The Brave One« (1956 unter dem Pseudonym Robert Rich verfasst) offiziell zuerkannt. Doch an die Qualität seiner früheren Arbeiten anzuschließen, war Dalton Trumbo, dem Exzentriker unter den »Hollywood Ten«, nicht mehr vergönnt.

»Trumbo« startet am 10. März

Während die »Hollywood Black List« im Zuge der Anhörungen des »House Committee on Un-American Activities« in den 40er und 50er Jahren auf über hundert Namen anwuchs, gilt das Schicksal der »Hollywood Ten« als Auftakt der Verfolgungspraxis und als Härtefall: Diese Zehn weigerten sich 1947, vor dem Kommittee Aussagen zu machen und Namen zu nennen. Sie wurden in der Folge für »contempt of Congress« zu Haftstrafen verurteilt.

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