Mit der Gesamtsituation unzufrieden

Unsere "Steile These" des Monats August
»Broadway Therapy « (2014)

Foto: © Wild Bunch

Das Klagen über das Blockbusterkino mit seinen Sequels, Prequels und Reboots ist ein Sommerritual geworden, dabei herrscht die größere Not in einem anderen Genre, nämlich der Komödie. Wann haben Sie das letzte Mal so richtig gelacht im Kino? Nicht nur zwischendurch etwa über den selbstironischen Spruch eines Superhelden oder darüber, dass ein gewisses Wesen alle Fragen mit »Groot« beantwortet. Nein, gemeint ist anhaltendes, sich steigerndes Gelächter, für das man hinterher den Grund gar nicht mehr weiß. Das nichts zu tun hat mit dem Erkennen von Popkulturzitaten oder anderen Appellen an den inneren Besserwisser. Das weder cool sein noch belehren will. Jedem wird ein Film einfallen, auf den diese Beschreibung passt. Nicht jedem der gleiche. In jedem Fall wird es länger her sein.

Zwar wird auch die Komödie rituell beschimpft, vor allem in ihrer deutschen Ausformung. Wobei die Namen, die immer wieder als Embleme des Niedergangs genannt werden, Schweiger und Schweighöfer, unbestreitbar auch für einige Glanzlichter verantwortlich sind. Wie überhaupt bei keinem anderen Genre die Zeit als ein so mächtiger Gleichmacher wirkt. Es soll Buster-Keaton-Fans gegeben haben, denen in einem Chaplin-Film kein Mundwinkel zuckte. Aber auch die hohen Mauern, die einst Welten trennten zwischen Loriot- und Otto-Filmen, zwischen »SUPERNASEN«- und Dietl-Komödien, erscheinen in der Rückschau auf Laune- und Geschmacksfragen eingeebnet. Wie groß war 2001 das Unverständnis, als »DER SCHUH DES MANITU« gesamtdeutsche Rekorde brach. Heute wäre man glücklich über Zitatperlen wie »Ich bin mit der Ge- samtsituation unzufrieden!«.

Es gibt eine ökonomische Erklärung dafür, dass es mit dem Genre bergab geht. Komödien fallen genau in jenes Mittelsegment, das aktuell zwischen den Großgeldproduktionen, den Low-Budget-Indies und den sogenannten Oscar-Ködern aufgerieben wird. Leider bietet hier auch das »neue« Fernsehen keine Rettung: Zeichnen sich Comedy-Serien wie »VEEP« und »LOUIE«, »GIRLS« und »SILICON VALLEY« doch durch einen Comedy-Stil aus, bei dem Zuschauerlachen nur in Ausnahmefällen vorgesehen ist. 

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