Game of Thrones: Home (S06E02)

Ein Recap
Game of Thrones: Home (S06E01)

Foto: © HBO

Er ist wieder da.

Lapidar findet in »Home« der größte Cliffhanger der letzten Staffel seine Auflösung: Jon Snow kehrt mithilfe der roten Priesterin von den Toten zurück. Die Überraschung hält sich in Grenzen. Natürlich musste es so kommen. Zu viele Fragen zu seiner Vergangenheit sind noch ungeklärt, zu groß seine Rolle in der (vermeintlichen) Haupthandlung mit den White Walkers. Im Grunde waren sich Fans wie auch Autoren einig: Jon Snows Tod in »Mother’s Mercy« war nur ein billiger Trick, seine baldige Wiederkehr unvermeidlich. Wofür dann das Ganze? Warum hat man ihn überhaupt sterben lassen? Um ihn von der Nachtwache zu befreien. Jon Snow braucht Handlungsspielraum. Als Lord Commander war er eingeschränkter denn je. Durch den Tod wird er von seinen Verpflichtungen erlöst - And now his watch is ended. Wird Jon endlich die Mauer verlassen?

Showrunner David Benioff und D.B. Weiss waren gut beraten, Jons Wiederkehr möglichst schnell abzuhandeln und nicht als vorhersehbaren Twist über die Staffel hinweg auszudehnen. Allerdings hätten die Umstände seiner Rückkehr spannender sein können. Die Inszenierung der Wiedererweckungs-Szene in den letzten Minuten der Folge wirkte überstürzt. Man hatte den Eindruck, dass die Autoren diese Szene möglichst schnell hinter sich bringen wollten. Immerhin spielten Buch- wie auch Serienfans Fans diesen Moment so oft in ihren Köpfen durch, dass seine tatsächliche Umsetzung nur enttäuschen konnte. Ob nun gelungen oder nicht, Jon Snow ist wieder da. Das ist doch, was zählt. Oder?

Jon Snows Auferstehung war der dramaturgische Höhepunkt einer Folge, dessen bindendes Element die Heimkehr war. Geeint durch Schmerz, Schuld und Wut finden Cersei, Jaime und ihr Sohn Tommen in King’s Landing wieder zueinander. Sie bilden eine kraftvolle Einheit gegen den High Sparrow, der mit seiner hochmütig zur Schau gestellten Demut zuversichtlich am eigenen Untergang arbeitet. Im Norden führt Sansas Weg weiter nach Castle Black zu ihrem Halbbruder Jon Snow, während es Theon einmal mehr nach Hause zu den Iron Islands zieht. Dort hat die Rückkehr von Theons Onkel Euron für den Krakenkönig Balon Greyjoy tödliche Konsequenzen. Auch in Winterfell ist die Machtzentrifuge kräftig am arbeiten: Ramsay beendet das Kräftemessen mit seinem Vater durch einen heimtückischen Messerstich während einer innigen Umarmung – genauso, wie einst Roose Bolton in »The Rains of Castamere« seinen König Robb Stark ermordete.

Eine Heimkehr der besonderen Art ereignet sich zu Beginn der Folge. Nach der Zwangspause in der letzten Staffel geht der Erzählstrang um Bran Stark endlich weiter. Brans Warg-Fähigkeiten haben sich seit seinem letzten Auftritt enorm gesteigert. Am Anfang von »Home« spaziert er mit dem dreiäugigen Raben durch ein Winterfell aus längst vergangenen Tagen. Er sieht Klein-Eddard und Klein-Benjen beim Kampftraining zu, erhascht einen ersten Blick auf seine Tante Lyanna und begegnet einem tapsigen Stallburschen namens Wylis – Hodors jüngerem Ich. Eine rührende Szene. Welch brillanter Schachzug, den Zuschauer die anfallenden Rückblenden durch die Augen von Bran sehen zu lassen. So steht bei aller Informationsvermittlung die emotionale Reaktion des jungen Starks stets im Vordergrund.

In Meereen stattet Tyrion indes Danys Drachen unterhalb der Pyramide einen Besuch ab. Nicht nur, weil er im Kampf gegen die Sklavenmeister ein Ass im Ärmel gebrauchen könnte, sondern auch um seine kindliche Sehnsucht nach Drachen zu stillen. Die Szene erinnert uns daran, dass »Game of Thrones« in seinen spektakulärsten Momenten eine Fantasy-Geschichte ist, die unsere Augen zum Leuchten bringt. Drachen, Riesen, Zombies und Leibwechsler: Das Übernatürliche und Wundersame ist fester Bestandteil der pseudohistorischen Welt von Westeros. Selbst ein Skeptiker wie Davos rechnet da mit dem Unmöglichen. Der ehemalige Schmuggler wurde schon oft Augenzeuge der schwarzen Magie der roten Priesterin – und wir mit ihm. Was ist da schon eine kleine Wiedererweckung? Wer nicht an Wunder glaubt, der ist kein Realist.

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